1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
§. 138. Europäische Bildung in Kunst und Wiffenschaft. 141
Wahnsinn leidenschaftlich und wurde von seinem Bruder Joh ann Iii. gestürzt
(1568), welcher dann, von Jesuiten verleitet, einen Versuch machte, die
katholische Religion wieder einzuführen. Es gelang ihm aber nicht, und
sein Sohn Sigmund, der zugleich König von Polen war, wurde, weil
er überall den Protestantismus auszurotten suchte, abgesetzt, und sein Oheim
Karl Ix. von den Schweden zu ihrem Könige gewählt.
Der grausame Christian Ii. wurde 1523 auch tu Dänemark des
Thrones entsetzt und sein Oheim Friedrich I. (Herzog von Schleswig
und Holstein) gewählt, welcher die lutherische Konfession einführte und
selbst zu derselben übertrat.
In Norwegen und Island wurde die Reformation durch Christian Iii.
1536 völlig durchgesühri und die reine lutherische Lehre von Friedrich Ii.
und Christian Iv. gegen jeden jesuitischen und calvinistischen Einfluß streng
aufrecht erhalten.
Der deutsche Orden, welcher die Reformation in Preußen 1525 ein-
geführt hatte, verschaffte ihr auch in Liefland, Esthland und Kurland Eingang.
Dieselbe verbreitete sich überhaupt sehr weit in Europa, selbst in Spa-
nien und Italien, wurde aber in diesen Ländern durch die Inquisition wieder
unterdrückt, in Frankreich durch Heinrichs Iv. Rücktritt aufgehalten, in den
Niederlanden zum Stillstand gebracht, in Deutschland durch die Un-
einigkeit der Protestanten gestört und durch die katholischen Fürsten zurückge-
drängt, in Polen durch Sigmund Iii. fast ganz ausgerottet, so daß, besonders
mit Hilfe der Jesuiten, der Katholizismus am Ende des 16. und Anfang
des 17. Jahrhunderts in Europa die Oberhand hatte.
5. Europäische Bildung in Kunst und Wiffenschaft vom Anfang des sech-
zehnten bis gegen die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts.
§. 138. ütunft und Wissenschaft machten im 16. Jahrhundert sehr be-
deutende Fortschritte; besonders in Italien kam sie durch den dort
herrschenden Wohlstand, den regen Sinn für klassische Bildung und die
Unterstützung der Höfe, insbesoitdre durch die Kunst- itnb Prachtliebe
des Papstes L e o X. zu außerordentlicher Blüthe, die auch den andern
Ländern Europa's (den skandinavischen Norden und den slavischen Osten
ausgenommen) Anstoß zu weiterer geistiger Entwicklung gab.
Von der Menge großer Geister, welche uns in jener Zeit entgegentreten,
nennen wir auf dem Gebiet der Kirchenmusik: Luther in Deutschland und
Palästrina in Italien; auf dem der Baukunst: Michelangelo und
Palla dio; in der Sculptur: denselben M ichela n g elo, Cellini und
Peter Bischer in Nürnberg; in der Malerei: ebenfalls Michelangelo,
sodann Rafael, Tizian, Leonardo da Vinci, Correggio, Guido
Reni in Italien, Rubens, van Dyk und P. Rembrandt in den
Niederlanden, Albrecht Dürer, Hans Holbein und Lucas Kra-
n a ch aus der deutschen Schule.
In der Dichtkunst zeichneten sich aus: die Italiener Ariosto, der den
rasenden Roland, und Torquato Tasso, der das befreite Je-