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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 39

1851 - Heidelberg : Winter
Kap. 7. Befreiung vom Römerjoch. (Armin, Germanicus.) 39 Mit Entsetzen sah das römische Heer bei seiner Ankunst aus dieser Todtcn- statte die gebleichten Gebeine der Erschlagenen theils einzeln, theils in Haufen liegen, je nachdem sie einzeln oder in Schaaren gcfochtcn hatten, dazwischen zer- brochene Waffen, Pferdegcrippc, an Bäumen angcnagclte Schädel, an den Al- tären, Uebcrbleibsel der Geopferten. Einige, welche damals ans der Schlacht entkommen und jetzt zugegen waren, zeigten die Orte, wo die Legaten gefallen, wo die Adler genommen, wo Varus verwundet, wo die Gefangenen geschlachtet worden waren. — Trauer ergriff das ganze Heer, und Germant cu S ließ zur Bestat- tung aller Gebeine ein großes Grab machen und legte nachher selbst den ersten Rasen auf den Erdhügel, der cs deckte. Er glaubte nun sein Heer zu desto sichererem Stege führen zu können; aber die Deutschen unter Armin's Führung wichen in die Wälder und machten von da aus einen Ucberfaü aus die Römer. Kaum konnte sich Germanicus desselben erwehren und mußte sich zum Rückzug aus Deutschland entschließen. Während Cäcinna seine Cohorten aus dem Landwege über die sogenannten pontes longi, d. i. über den langen Brück en dämm (den einst ein Legat des Drusus durch die Moorgründe an der Nordseite der Lippe bis in die Gegend des heutigen Wesel hin gelegt hatte) zurücksührte und bei einem zwei- maligen Ueberfall Armin's mit genauer Noth dem Schicksale des Varus entging, — hatte Germanicus mit der Flotte gegen ungewöhnlich hohe Fluth zu kämpfen und erreichte in ziemlich zerrüttetem Zustand das römische Standlager. (4.) ^a der Ausgang dieses Feldzugs nicht sehr glänzend war, und Germanicus, auf dessen Gunst beim Heere Tiberius eifersüchtig war, seiner baldigen Abberufung entgegen sah, so suchte er durch noch einen Hauptfeldzug seinen Ruhm zu sichern, und baute mit Hülfe der Bataver eine Flotte von tausend Fahrzeugen, um hauptsächlich von der Seeseite her in Germanien einzudringen. In dem nun folgenden vierten Feldzuge landete er bei Ami si a (Emden) am linken Ufer der Emsmündung, rückte dann südwärts und erreichte die Weser, an deren rechtem Ufer Armin mit den Cheruskern ihn erwartete. Hier hielt Armin mit seinem, auf dem andern Ufer im römischen Heere befindlichen, ganz verrömerten Bruder Flavins, der im Dienste der Römer viele Ehrenbelohnungen erhalten, aber ein Auge verloren hatte, eine Unterredung, in welcher Flavius durch Aufzählung aller möglichen Vorthcile seinen Bruder für die Sache der Römer, dieser aber jenen durch Hinweisung auf die uralte Freiheit, auf die heimischen Götter und auf den Schmerz der Mutter für die Sache des Vaterlands gewinnen wollte. Dabei erhitzten sich beide Brüder so sehr, daß Fla- vins schon Pferd und Waffen forderte und eö zwischen ihnen zum Zweikampf
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