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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 247

1851 - Heidelberg : Winter
Kap. 31. Anfang der Reformation. (Wahl u. Krönung Karl's V.) 247 Luther nur zu bald klagen, daß so sehr Viele die evangelische Frei- heit nur zum Deckel der Bosheit nahmen und aus ihr eine zügellose Freiheit des Fleisches machten. Gegen diese glaubens- und zügellose Masse, deren unevangelischcs Treiben von den Gegnern als unmittelbare Folge der Lehre der Reformation dargestellt wurde, kämpfte Luther sein Leben lang mit eben so heftigem Unmuth, wie gegen die „Papisten" selbst, und wenn er oft in dem Papst den „Antichrist" sah, so erschien ihm nicht minder die Rotte der falsch-evangelischen Christen als „vom Teufel besessen." (5.) Unterdessen waren die Gemüther der Mächtigen auf die neue Kaiserwahl gerichtet gewesen, von der man Befestigung der bereits wieder wankenden Ordnung in den Reichsangelegcnheiten, und be- sonders die Beilegung des kirchlichen Streites erwartete, wie denn zu dieser Zeit vorzugsweise die zwei großen Gedanken, nämlich der einer Erneuerung der kirchlich-religiösen Zustande und der einer nationalen ständischen Regierung den Geist des deutschen Volkes beschäftigten. Der alte Kaiser Marimilian hatte kurz vor seinem Tode auf dem Reichstag zu Augsburg 1518 die Erwählung seines Enkels Karl, der bereits in Spanien zur Thronfolge gelangt war, betrieben, sic aber nicht durch- setzen können , weil Papst L co und König Franz I von Frankreich dagegen wirkten. Mißmuthig darüber und bereits kränkelnd verließ Mar Augsburg und begab sich nach Innsbruck, wo aber die Bürger, die von früher her noch eine Schuld an ihn zu fordern hatten, sein Gefolge aufzunehmcn sich weigerten. Diese Kränkung verschlimmerte seine Krankheit, die zu Wels in Obcrösterrcich den 12. Jan. 1519 mit dem Tode endete. Die Fürsten hatten Friedrich den Weisen, Kurfürsten von Sachsen, der bei ihnen wegen seiner Besonnenheit, Redlichkeit und Geschäftserfahrung das größte Ansehen genoß, und stets ein vorzugsweise ständisches Reichsregiment angcstrebt hatte, zum Kaiser wählen wollen; aber er hatte die Krone ausgeschlagen, und auf seinen Rath war 1519 Marimilian's Enkel, der Beherrscher von Spanien, den Niederlanden, Oesterreich, Neapel und Sicilicu, so wie der neu entdeckten Länder Amcrika's, gewählt und 1320 den 22. Oct. als Karl der Fünfte zu Aachen gekrönt worden, nachdem er zuvor die W a hlc apitul atio n d. i. einen Wahlvertrag, wodurch sich die Fürsten Deutschlands gegen den Mißbrauch kaiserli- cher Gewalt zu schützen suchten, unterzeichnet hatte. Alles war in gespannter Erwartung, auf welche Seite sich der neue Kaiser in der Kirchenfrage wenden werde. Aber Karl war noch
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