1851 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
308 Kap. 36. Stellung der Parteien bis zum 30jähr. Krieg. (Union u. Liga.)
noch Weiteres befürchten ließ: so schloß die, unterdeß durch den Ueber-
tritt mehrerer ehemals lutherischen Fürsten (z. B. Anhalt, Hessen-Cassel)
verstärkte calvinisti sch e Partei in Vereinigung mit den lutheri-
schen Fürsten von Württemberg, Baden, Neu bürg und
Brandenburg und von 15 Reichsstädten (darunter Straß bürg,
Ulm und Nürnberg) unter der Leitung des Kurfürsten Frie-
drich Iv von d er Pfalz
1608 die protestantische Union, zum Zweck gemeinschaftlicher Verthei-
digung und Betreibung ihrer Beschwerden, —woraus sich ihr aber daun
1609 die katholische Liga unter dem Oberbefehl des Herzogs Maxi-
milian von Bayern entgegcustellte, so daß sich also die beiden
Linien des Hauses Wittelsbach, die ältere von Kurpfalz und die jüngere
von Bayern, als Führer der beiden Religionsparteien gegenüberstanden.
Beide Bündnisse traten zuerst im Jülichischeu Erbschasts-
streit gegen einander ans. Es war nämlich in diesem Jahre der
Herzog Johann Wilhelm von Jülich, Cleve und Berg
kinderlos gestorben und viele deutsche Fürsten machten Ansprüche aus
die Erbschaft. Da vorauszusehen war, daß der Streit auf dem Rechts-
wege kein Ende nehmen werde, setzten sich zwei von jenen Erbpräten-
denten , der Kurfürst Johann Sigmund von Brandenburg
und Pfalzgraf Wolfgang von Psalz-Neuburg, rasch in den
gemeinschaftlichen Besitz des Landes. Hieraus griff der Kaiser für
Oesterreich ein und ließ die Stadt Jülich einnehmen.
Da schloß die Union auf Betrieb des Kurfürsten von der
Pfalz, der keinen Habsburger am Niederrhein sich fcstsetzen lassen
wollte, undeutscher Weise ein Bündniß mit Frankreich, dessen Könige
Heinrch Iv diese Gelegenheit willkommen war, um wo möglich
Oesterreichs Macht in Europa zu brechen und Deutschland eine
andere Gestalt zu geben. Mit solcher Hülfe nun brandschatzte
die Union die geistlichen Stifter in Franken und am Rhein und be-
lagerte Jülich. Nun forderte der Kaiser die Liga auf, ihn zu
unterstützen; ehe diese aber herbeikam, vertrieben die „possedirenden
Fürsten" die Kaiserlichen aus Jülich.
Mit der Ermordung Heinrich's Iv in Frankreich aber, und mit dem
bald daraus erfolgten Tode Friedrichs Iv vou der Pfalz ließ die Gereiztheit
zwischen den Unirten und den Ligisten für diesmal nach und im October
1610 schloß die Union mit der Liga Frieden.
Brandenburg und N e u b u r g wollten sich nachher durch eine Hctrath des
jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neu bürg mit der Tochter
des Kurfürsten Johann Sigmund von Brandenburg vergleichen; weil