1851 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Kap. 37. Der30jäh. Krieg. (Schwedisch-deutscher Krieg. Schlacht bei Leipz.) 327
am Leipziger Congreß zu bestrafen, und jetzt erst, da Tilltffs mozd--
brennerische Söldnerschaaren dieses Land wie ein feindliches verwüsteten
und bereits Leipzig bedrohten, schloß der Kurfürst in seiner
Bedrängniß einen Bund es v er t r ag mit dem Könige von
Schweden, ihn flehentlich bittend, daß er ihn doch so schnell wie
möglich von Tilly befreien möchte.
Als sich der König, nach der Vereinigung mit dem sächsischen
Heere, mit den beiden Kurfürsten berieth, ob man den Feind „durch
Diversionen oder durch eine Feldschlacht" angreifen solle, drang der
Kurfürst auf letztere. Daher entschloß sich Gustav Adolf nach einigem
Bedenken zu einer Hauptschlacht, obgleich dabei Alles auf dem Spiele
stand. Und so kam es
1631 den 7. Scpt. zur Schlacht bei Leipzig (und Breitenfeld), in
welcher Gustav Adolf mittelst einer neuen Schlachtordnung und durch
die standhafte Tapferkeit seiner Schweden das Heer der Liga so gänzlich
besiegte, daß Tilly auf der Flucht beinahe um's Leben kam und
dieser Sieg dem Kaiser fast alle Vortheile des ganzen Krieges entriß:
denn nun stund ganz Deutschland dem Schwedenkönige offen.
Als Tilly, der eben Leipzig eingenommen hatte, von Pappen heim unter-
stützt, seine Truppen auf den Anhöhen bei Breiten feld re. ausgestellt
hatte, rückten die Schweden an, auf deren linkem Flügel die Sachsen standen.
Beim Beginn der Schlacht griff Tilly zunächst die Sachsen mit solcher Gewalt
an, daß diese sammt ihrem Kurfürsten die Flucht ergriffen. Jndeß schlug Gustav
Adolf mit dem rechten Flügel einen siebenmaligen Ansturm Pappcnhcim's zurück,
gewann die Höhen und zwang mit dem erbeuteten feindlichen. Geschütz den Feind
nach einem fünfstündigen Gefechte zur Flucht. Selbst Tilly, der schon mehrere
Wunden hatte, floh und wurde von einem langen Rittmeister verfolgt, der ihn
mehrmals mit umgekehrter Pistole auf den Kopf schlug und ihn gctödtet haben
würde, wenn nicht ein herbeisprengendcr Reiter denselben erschossen hatte. Erst in
Halle hielten Tilly und Pappcnhcim mit dem Rest ihrer geschlagenen Schaarcn,
die bisher so viel Elend über Deutschland gebracht hatten.
Während die Sachsen in Böhmen einrückteu, brach Gustav
Adolf nach den fränkischen und rheinischen Bisthümern auf. Dieser
sein Zug durch Franken und die Rh einlau de, so wie der
Umstand, daß er sich allenthalben als Lehnsherrn huldigen ließ
und zu W ü r z b ur g sogar eine „schwedische Landesregierung"
einrichtete, machte cs immer deutlicher, daß er sich in Deutschland
sestzusetzen gedachte, und tie ser! i e gend e Plaue hatte.
So sehr daher seine Erscheinung sogar bei den protestantischen Fürsten
fortwährende Besorgniß erregte (so daß selbst B e r nh ar d von Weimar wieder
aus seinen Diensten trat), so willkommen war sie dem Volke in allen prote-
stantischen Ländern. Denn die oben angegebenen Eigenschaften seines Charactcrs,
insbesondere seine Menschenfreundlichkeit, erweckten ihm allgemeine Bewunderung,