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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 361

1851 - Heidelberg : Winter
Kap. 41. Innere Zustände Deutschlands im sog. Zeitalter Ludwig's Xiv. 361 zu einem Bündnisse wider die Türken, von denen sie Assow zurückerobern wollte. Aber der Prinz Eugen, dieser treue Schutz- wächter von Deutschlands Ehre und Gränzen gegen Westen und Osten, war 1736 gestorben, und so gieng für den Kaiser durch die Unfähigkeit seiner Feldherren und die Engherzigkeit seines Hofkriegsraths in diesem unglücklichen Kriege 1739 der österreichische A nth eil von Ser- bienund derwallachei sammt Belgrad wieder verloren. Ein Jahr nach dem traurigen Belgrader Frieden starb Kaiser Karl Vi (1740) als der letzte Habsburger. Kap. 41. Innere Zustände tm sogenannten Zeitalter Ludwig s Xiv. 1648—1740. (1.) Leben und Sitten. So lag denn D eutschland in jenem Jahr- hunderte, welches seit dem westfälischen Frieden bis zum Tode Karl Vi verfloß und das Jahrhundert Ludwigs Xiv (-f 1715) genannt wird, von dem Schlage, den ihm der 30jährige Krieg versetzt hat, betäubt und von der arg- listigen Politik Frankreichs auf allen Seiten umstrickt, in einer schmählichen Ohnmacht und Schwäche darnieder. Während cs ihm kaum gelang, das zu erhalten und zu vcrthcidigen, was ihm die auf den Geist rein weltlicher Despotie gegründete Macht der (in Frankreich, Spanien und Italien nun vorwaltenden) Bourbonen belassen wollte, richtete cs sich auch in den Bewegungen seines innern Lebens mehr und mehr nach dem, vom französischen Hofe ausgehende» Geist einer unsittlichen, eigensüchtigen, aller Wahrheit und Tugend Hohn bietenden modernen Lebens- philosophie. Rücksichtslose Willkührherrschaft, üppige Sinnlichkeit, abenteuerlich-liederliche Verschwendung, trügerischer Heuchclschein, eitle Prahlerei und falsche Ruhmsucht wirkten ansteckend auf viele deutsche Fürsten und Herren jener Zeit, die in dem französischen Ludwig das Muster eines Herrschers sahen und dasselbe nach Möglichkeit in sich und in ihren Umgebungen nachzuahmen strebten. Man fieng an, die jungen Prinzen und Junker nach Paris zu schicken, um dort ein Ludwig Xiv werden zu lernen, und der deutsche Adel that sein Möglichstes, feine Fürsten in einem Streben zu bestärken, von welchem er nur Vortheilc für seinen Stand erwarten konnte. Die schädlichen Folgen jener N a ch ah m u n g s su ch t zeigten sich bald 1. in der durch den französischen Einfluß stets genährten Uneinigkeit der ohncdieß nur äußerst lose verbundenen R c t ch S g l i c d c r unter einander; 2. in der rücksichtslosen Verletzung der Unterthancnrech te von Seite vieler Fürsten, welche (gleichwie Ludwig nur in seiner Person den Staat sah und keinen freien Bürgersinn duldete) auch immer mehr darauf ausgiengcn, die Reichsstädte g n unterdrücken, die Landstände zu mißachten und die Bürger ihrer alten Freiheiten zu berauben; — 3. in der von vielen Höfen ausgehenden Entsittlichung und Erschlaffung des früherhin viel
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