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1. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 397

1851 - Heidelberg : Winter
Kap. 46. Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung. 397 Contribution von 140 Mill. Fr., die Verzichtleistung auf künftige Er- werbungen zwischen Elbe und Rhein, die Aufgebung des directen Handels mit England) eingehen mußte. Aus jenen eroberten deutsch-preußischen Ländern bildete hierauf Napoleon mit Hinzunahme von Braunschweig, Kurhessen und einem Theile von Hannover das Königreich Westfalen und gab es seinem jüngsten Bruder Hieronymus. — Aus den polnischen Provinzen entstand ein sogenanntes Herzogthum Warschau, das dem König von Sachsen gegeben wurde. Das feste Danzig wurde ein sogenannter Freistaat, in der That aber eine Zwingburg Napoleons gegen den europäischen Osten. — Viele Rheinbund- sürsten erhielten Ländervergrößerungen und viele kleinere mittel- und norddeutsche Fürsten beeilten sich, dem Rheinbund beizutreten, und sich ihre Existenz zu sichern. — So war die Hälfte des ehemaligen deutschen Reichs theilö unmittelbar, theils mittelbar eine französische Provinz und das Ziel der Politik eines Ludwig's Xiv mehr als erreicht. Ein in allen Rhcinbundstaaten Poll ständig organisirtcs Police u systeni diente dem Protccior dazu, alle innern Zustände und Bewegungen, und zwar der Negierungen sowohl, als der Völker, in diesen Ländern bis in's Ein- zelnste zu überwachen und alles seiner Gewaltherrschaft Hinderliche durch die ihm gehorsamen Organe unterdrücken zu lassen. Insbesondere wurde Schrift und Rede auf's strengste bewacht und wo irgend eine Policei nicht schnell und kräftig genug in seinem Sinne handelte, da griff er mit seinem überall gegen- wärtigen Militärarm ein und der unglückliche Palm z. B. mußte die Veröffent- lichung einer patriotischen Klage über Deutschland's „tiefste Erniedrigung" blutig büßen. —• Desgleichen drang Napoleon allenthalben in den Nhcinbundsländcrn auf möglichste Annäherung im Verwalt ungs- und Gerichtswesen an die Institutionen des französischen Kaiserreichs, in der geheimen Absicht, dadurch die künftige Einverleibung der Rhcinbundlandc in Frankreich vorzubereiten. — Auch hoben die meisten Nheinbundfürsten kraft der ncuerworbcncn Souverainctät die letzten Neste l a nd st än d isch er Einrichtungen auf und selbst die wenigen Spuren corporativcr Rechte, die sich in vielen Stadtgemcindcn er- halten hatten, verschwanden und wurden von landesherrlichen Beamten ausgcübt. Viele dieser neuen Institutionen förderten allerdings das materielle Wohl des Volks; allein die wachsende, Steuerlast, die Conscriptioncn, die Anmaßungen der Beamtcnhcrrschaft, die Einlagerungen und beständigen Durchzüge französischer Hccrmasscn und andere Plackereien steigerten auf der andern Seite die bestehende Unzufriedenheit des Volks zum entschiedensten Haß gegen das Franzosen- thum, mit dem sich nur die Beamten- und Militärwclt zu vertragen vermochten. Daher konnte keine allgemeine patriotische Erregung entstehen, zumal sich in den souverain gewordenen Nheinbundstaatcn mehr und mehr der stärkste Particu- larismus ausbildete, der gegen die allgemeinen Leiden unempfindlich war, so daß sich sogar nicht selten ein Bruderstamm freute, wenn der andere von der eisernen Ruthe des fremden allgebietcnden Machthabers gestäupt wurde.
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