1826 -
Kempten
: Dannheimer
- Autor: Seel, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
29
T h e o à o I.
Don 640 — 680.
Frg. 3i) Welches Schicksal hatte Emmer an
oder Heimeran in Baiern?
Antw. Emmer an der fromme Heiden-Bekehrer,
aus Pettau im Sieirischen, wurde von Theodo ersucht,
von Franken aus nach Regensburg, wo die Herzoge Bo-
joariens Hof hielten, zu kommen. Emme ran erschien
nach Theodos Wunsche, mit Liebe empfing ihn der Fürst,
mit allgemeiner Ehrfurcht'das Volk. Der gotteövcrtraute
Priester deö Herrn gewann bald alle Herzen durch seine
begeisternde Reden; und als er feine Bekehruugsweise nach
dem Lande der Avaren fortsetzen wollte, ließ Theodo
den Lehrer des Christenthums nicht von sich. Drei Jahre
verlebte der fromme Mann bei Theodo und dessen Kin-
dern Uta und Landpert, Fürst und Volk vernahmen
mit Andacht die göttlichen Worte des Fremdlings, und in
den bojoarischen Gauen verwandelten sich die Tempel der
Götzen in christliche Bethäuser der Gläubigen. Doch
heimlich entfernte sich Emmeran, eine Wallfahrt nach
Rom vorzunehmen, und vertraute beim Abschiede dem
Priester Wolflet: — „Bald werde ich fremde
Schuld büßen:" — Uta des Herzogs Tochter von
dem baierischen Edelmann Sigibald entehrt, klagte,
um den Geliebten zu retten, fälschlich den plötzlich ver-
schwundenen Emmeran, welchen sie bereits ienfeitö der
Laudesgränze sich dachte, als ihren Verführer an. Land,
pert oder Lampert, Utas Bruder, entrüstete sich über
diese Anklage, und jagte mit einigen Vertrauten dem
großmüthigen Manne nach, bei Helphindorf (dem rö.
mischen Isunisca zwischen Isar und Inn auf der Hoch-,«»»
straße von Reginum nach Italien) drei Tagreisen von're.
gensburg holte er Emmeran ein, und mordete mit seinen
Gesellen den frommen Wallfahrter, ohne mindeste Unter,
suchung, auf eine grausame Art (652). — Wolflet be-
zeugte die Unschuld des Opfers der Rachsucht und Lei.
denschaft. — Theodo und fein ganzer Hof trauerten
tief über den unglücklichen Verlust des hochverehrten Prie-
sters, dessen Leichnam erst in der Peterskirche zu Asch-