1826 -
Kempten
: Dannheimer
- Autor: Seel, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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atizmiehmtti / welche als Urbewohner immer die Mehrheit
des Volkes bildeten. — Die Hof., Gerichts, und Reli-
gionssprache im neuen Bojoarien war die lateinische,
zum Theil auch die griechische. Es nahmen in gegensei.
liger Mischung die siegreichen Franken bekanntlich
der Gallier Sprache an, wie die Bojer zum Theil jene
der Germannen, dadurch wurden aber die Fran-
ken so wenig Gallier, als die Bojer German-
neu. Die Verschiedenheit der Sprache der Germannen
und Kelten war überhaupt nicht so bedeutend. Die asia-
tischen Urworte veränderten sich meist nur in verschiede-
nen Mundarten und daher schmolz bald und unschwer
die keltisch, bojische Sprache bei der Völkervermengung
mit der germanischen in eine neue zusammen, wozu
auch beitrug, daß die Familien der Fremden und Ein-
heimischen durch eheliche Verbindungen sich freundlich
näherten. Und also bildete sich auch allgemein im Volke
Las keltische Urwort: Bojer in die durch germannische
Mundart vermischte Benennung Bojoarier um, wel-
che Benennung auch den Geist des wilden Odoacers
mehr entsprach, als römische Volksnamen. Bojer und
Bojoarier sind sohin ein und dasselbe Volk. — Wah-
rend in diesem Zeitpunkte allgemeiner Auflösung des bis-
herigen Völkerlebens die meisten Namen der alten Natio-
uen gänzlich verschwanden, bemerkt jeder Freund des
Vaterlands mit Wonnegefühl, wie die Bojer oder
Bojoarier, unsere theuern, ehrwürdigen Vorältern,
ihren Nationalnamen glücklich retteten, durch Ackerbau
untrennbar au ihrem Boden festhielten, in Eintracht zu-
sammen lebten, und ihren alten Volksgeist unter den
Agilolfin gern zu neuen Heldencharen wieder ermahn-
ten! — Nach dem Untergang des Römer Reiches (476)
jiand das weite Land der Bojoarier unter der Herr-
schaft Odoacers, Königs der Rugier, Scyren und
Heruler; sein Reich umfaßte ganz Italien bis an die
mitternächtliche Linie der Donau; doch die Herrschaft die-
seö Barbaren. Häuptlings dauerte nicht lange, schon 13
Jahre nach deren Gründung (489) zog Theodorich,
König der Oftgothen mit Zustimmung des griechischen
Hofes, wider Odoacer, besiegte ihn in drei mörderi-