1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
G
allerdings ganz verschieden von dem alten Sachsenlande
zur Heidcnzeit, auch war das alte Herzogthum Sachsen
ein ganz anderes, als das neuere und das Kurfürstenthum;
dennoch kann die Geschichte des alten Hcrzogthums eben so
wenig, wie die des alten Sachsen Volks hier ganz über-
gangen werden, weil die Bevölkerung des Königreichs, in
soweit sie deutscher Abkunft ist, großen Theilö von den
alten Sachsen stammt, und weil der einstige Kurstaat
und das nachmalige Königreich sein Entstehen dem alten
Herzogthum zu danken hat, und ohne dieß gar nicht vor-
handen sein würde; daher ist die folgende Uebersicht zur
bessern Verständigung der spätem Geschichte nothwendkg.
Sachsen hatte zwar, auch ehe es mit dem Fran-
ken reiche verbunden wurde, Herzoge gehabt', das waren
aber keine Landesregentcn, sondern gewählte Heerführer für
den Krieg gewesen. Das Volk hatte nur den Gesetzen ge-
horcht, die in den Volksversammlungen, bei welchen jeder
freie Grundbesitzer mitstimmen durfte, berathcn und ange-
nommen waren, übrigens war jeder Adelige, und jeder freie
Grundbesitzer König auf seinem Grmide gewesen. Unter
fränkischer Hoheit gestaltete sich das anders. Ein frän-
kischer Graf wurde gesetzt, der im Namen des Königs
gebot und der oberste Richter im Lande war, nachdem die
von Karl dem Großen eingcführten Sendboten, die
jährlich im Lande erschienen, um Recht zu sprechen, abge-
kommen waren. Durch die langen Kriege mit Karl dem
Großen waren die Sachsen so geschwächt worden, daß
sie sich der Normannen und der Slaven, die häufig
Einfälle in ihr Gebiet thaten, nicht mehr erwehren konnten,
daher erhob der König Ludwig der Deutsche den Gra-
fen über Sachsen, Ludolf, zum Herzoge, damit er mit
besserem Nachdrucke die Feinde abwehrcn konnte. Unter
ihm standen mehrere Grafen in besonderen Gauen oder Di-
stritten, alle aber waren nur noch königliche Beamte, und
der König konnte sie nach Gutdünken ein - und abfetzen.
Weil aber sowohl der Herzog, als die Grafen in dem Ge-
biete, das sie verwalteten, große eigene Güter besaßen, so
gingen ihre Aemter gewöhnlich von dem Vater auf den
Sohn über, und wurden allmählich erblich, so wie das
Land, das sie verwalteten, endlich ihr Eigcnthum, doch