1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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scheu Völkern gegen Morgen, und rückten, nachdem die
deutschen Völkerschaften durch Auswanderungen ihnen
Platz gemacht hatten, immer weiter gegen Abend vor. So
gingen sie über die Weichsel, überschritten darauf die
Oder, und gelangten endlich bis zur Elbe, die sie um
die Mitte des 6.. Jahrhunderts nach dem Untergange des
thüringischen Königreichs überschritten und sich des Lan-
des zwischen der Saale, Mulde und Elbe bemächtigten.
Die Slaven waren gleich den Deutschen in mehrere
Völkerschaften getheilt. Die nördlichen Völkerschaften führ-
ten gewöhnlich den Gesammtnamen Wenden, oder auch
Slaven-Wenden. Zu ihnen gehörten auch die Mil-
zetter und Lusitzer in den nachmaligen Lausitzen, und
die Sorben, die sich im Thüringischen ausbreiteten.
Die slavischen Völkerschaften, mithin auch die Sorben,
unterschieden sich in ihren Sitten und in ihrer Lebensweise
gar sehr von den Deutschen. Sie waren bei Weitem
so kriegerisch nicht als diese, nicht so ernsthaft, nicht so
achtungsvoll gegen die Frauen. Ihr Götzendienst war blu-
tiger und, grausamer als bei den Deutschen, auch hat-
ten sie rohere Vorstellungen von dem Wesen und Walten
ihrer Götter, als diese. Sie waren gewinnsüchtig, lieb-
ten deshalb den Handel, den die Deutschen verabscheu-
ten, daher wohnten sie auch gern in Städten, was jene
nicht mochten. Sie trieben sieißig Acker- und Gartenbau,
doch bauten sie, wo ihnen die Wahl blieb, lieber den
leichten Acker, als den schweren, was bei den Deutschen
das Gegentheil war, die überhaupt mehr Beharrlichkeit
hatten als die Slaven. Im Uebrigen waren die Sla-
ven heitere, fröhliche Menschen, die Tanz, Gesang und
Lustbarkeiten liebten, aber auch, nachdem sie lange von den
Deutschen Druck und Verfolgung hatten leiden müssen,
hinterlistig und rachsüchtig wurden.
Die Sorben-Wenden blieben nicht unangefochten
in dem von ihnen besetzten thüringischen Gebiete, die
Herzoge von Thüringen, und nachmals die Franken,
suchten sie wieder daraus zu vertreiben, und es wurde un-
aufhörlich darum gekämpft. Die Sorben behaupteten
sich aber im Besitz, wenn sie gleich, doch mehr scheinbar,
als in der That, die fränkische Lehnshoheit anerkannten.