1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
gleichfals nur von Leibeigenen getrieben. Sowohl der Ak-
ker-, als Wein-bau erlitten große Hemmungen durch die
häufigen Fehden, bei welchen die rohen Kriegskncchte aus
bloßem Muthwillcn die Saatfelder zerstampften, und die
Weinberge ausrotteten. Auf die Bienenzucht wurde
viel Fleiß verwandt, da Honig und Wachs für Küche und
Kirche unentbehrliche Bedürfnisse waren.
Die Handwerke wurden anfangs nur von Leibeigenen
betrieben, und jeder Grundherr ließ durch seine Knechte
alles das verfertigen, was er für sich und die Seinen
an Handwerkerarbeit bedurfte. Als aber bei zunehmender
Bevölkerung der Ackerbau mehr Hände verlangte, und als
die Deutschen durch den häufigen Verkehr mit Italien
und mit dem Morgenlande feinere und bessere Handarbeit
kennen lernten, da wollten die leibeigenen Handwerker nicht
mehr hinreichen, und es ließen sich viele fremde Handwer-
ker in den Städten nieder, die rrtit großem Gewinn arbei-
teten. Die hörigen Handwerker, die sich schon darin be-
fanden, strebten nun nach völliger Freiheit, die sie unschwer
erlangten, da sie wohlhabend genug waren, sich von der
Hörigkeit loszukaufen, auch außerdem ihren Herrn als Leib-
eigene wenig Vortheil brachten. Die ersten Handwerker
waren ohne Zweifel die Waffenschmiede, Lederarbeiter,
Brauer, Bäcker und Fleischer, bald kamen auch die Leinen-
und Wollenweber, Gold und Silberschmiede hinzu, und
allmahlig die übrigen. Die Gilden und Zünfte wer-
den während dieses Zeitraums in Meißen noch nicht ge-
funden.
Aer Handel war allerdings noch nicht von großem
Belange, doch fing er sich zu beleben an. Noch hatten
viele Deutsche ihren Widerwillen gegen diesen Nahrungö-
zweig nicht überwunden, daher denn Kauficute auö Ita-
lien und den Niederlanden die ausländischen Maaren
zu Markt brachten, der Binnenhandel aber durch die Ju-
den betrieben wurde, die wegen ihres Wuchers allgemein
verhaßt waren, aber den Schutz der Könige, Fürsten und
Prälaten genossen, denen sie hohe Abgaben zahlten. Außer
ihnen gaben sich auch die sogenannten Kowertsehen,
eigentlich Lombarden, mit dem Gewürzhandel und dem
Wucher ab. Die freien Deutschen nahmen noch wenig