1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
seinen Vorrathshäusern. Auch ließ er die Stadt Eisenach
mit einer neuen Mauer umgeocn, darauf aber das Schloß
Neu en bürg und dann die Stadt Freiburg an der
Unstrut bauen. Endlich hat er das Kloster Rernhards-
brunn gestiftet, was zu seiner Zeit für eine verdienstliche
Handlung galt, und cs damals denn auch wohl war.
Von diesem Grafen wird manch wunderliches Mähr-
chcn erzählt, so von seiner Gefangenschaft auf dem Schloße
G Leb ich en stein, aus der er sich durch einen Sprung
aus dem Fenster in die Saale gerettet, und davon den
Beinamen der Springer erhalten haben soll. Es ist
aber nichts Wahres daran, da alle Geschichtsschreiber, die
zu seiner Zeit lebten, oder bald darauf, nichts davon wis-
sen. In seinem sosten Jahre legte Graf Ludwig Ii. die
Regierung nieder und ging ins Kloster zu Reinhards-
brunn, wo er ein Jahr darauf, 1123, starb.
Der älteste Sohn Ludwig des Ii. folgte seinem Vater,
der zweite war ein Geistlicher, der dritte, Hermann,
schon vordem Vater gestorben, der vierte Heinrich, mit
dem Beinamen Raspe, machte sich durch seine Streit-
barkeit einen großen Namen. Er erheirathcte mit seiner
Gemahlin Adelheid, der kinderlosen Wittwe des Grafen
Guiso von Hessen, die hessischen Lande, und da auch
er 1130 durch Meuchelmord ohne Kinder starb, so fiel das
Hessenland an Ludwig Iii.
Graf Ludwig Iii. besaß, nachdem er seinen Bruder
Heinrich beerbt hatte, so viele Länder und Güter, daß
er darin dem angesehnsten Reichsfürsten nicht nachstand,
auch war er ein Jugendfreund und naher Verwandter des
Kaisers Lothar, und da dieser überdies Ludwigs Bei-
stand gegen die mächtigen hohenstaufenschen Herzoge,
Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken,
bedurfte, so erhob er ihn zum Landgrafen von Thüringen.
Diese Würde war bis dahin nicht sonderlich bekannt im
deutschen Reiche, doch findet sich schon ein Landgraf
von Nordthüringen etwa 30 Jahre vorher. Sie be-
deutete einen Landrichter in des Kaisers Namen über ein
großes Gebiet, der mehrere Grafcnbezirke unter sich hatte,
und die Stelle eines Herzogs ersetzte. In Nordthürin-
gen war es Hermann Ii., Graf von Winzenberg bis