1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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dahin gewesen,, der aber eines Mordes wegen abgcsetzt
wurde. Ludwig als Landgraf, nunmehr der Erste ge-
nannt, war dankbar für diese Erhebung und blieb dem Kai-
ser Lothar, wie auch dessen Nachfolger Kon rad Iil. treu.
Ihm folgte sein Sohn Ludwig Ii. mit dem Beina-
men der Eiserne, der erst 12 Jahr alt war, als er zur
Regierung kam. Seinen Beinamen soll er wegen seiner
Strenge gegen die Adeligen erhalten haben, wovon fol-
gende Sagen erzählt werden. Landgraf Lu dw ig war in
seiner Jugend zwar milde und gutherzig, dabei aber etwas
leichtsinnig, und kümmerte sich um die Negierung nicht viel,
die er seinen adeligen Näthen überließ. Diese drückten das
Volk auf eine himmelschreiende Weise und litten es auch,
daß ihre adeligen Verwandten den Bürger und Landmann
durch Raub und Plünderung zu Grunde richteten. Einst
verirrte sich der Landgraf auf der Jagd im Walde, und
mußte für die Nacht in einer Schmiede ein Obdach suchen.
Der Schmidt, der seinen Landesherrn nicht kannte, ließ
sich in seiner Arbeit nicht stören und bei jedem Schlage,
den er auf den Ambos that, rief er: „Landgraf werde
hart." Ludwig fragte den Schmidt um die Bedeutung
dieser Worte, und er sagte ihm denn, welches Elend durch
die Nachsicht des Landesherrn über die Unterthanen gekom-
men sei. Da nahm sich der Landgraf der Negierung des-
ser an und wurde nun so streng gegen die adeligen Räthe
und Raubritter, daß sie ihm nach dem Leben standen, und
er seiner Sicherheit wegen stets einen Panzer auf dem blo-
ßen Leib tragen mußte, weshalb er denn der Eiserne ge-
nannt wurde. Auch wird erzählt, er habe die adeligen
Bauerqualer, als sie sich ihm widersetzen wollten, zu Vie-
ren in einell Pstug gespannt und mit ihnen einen Acker
Feld umgepftügt. Auch wird noch ein Acker bei dem Schlosse
Neuen bürg, wo dies geschehen sein soll, davon der
Adels acker genannt. Was an dieser Sage wahr oder
nicht wahr ist, muß dahin gestellt bleiben, doch ist sie von
alten Zeiten her im Munde des Volkes, und das Andenken
dieses Landgrafen als eines gerechten Regenten in hohen
Ehren gewesen.
Dieser Landgraf war ein kriegerischer Fürst, der die
Waffen selten aus den Händen legte. Seinen Schwager,