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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 42

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Partei treu blieb, sondern aus leidiger Gewinnsucht bald auf diese, bald auf jene Seite trat, und dadurch seine Gegner aufs heftigste erbitterte. Erst hielt er cs mit seinem Verwand- ten Philipp, trat aber zu Otto über, als ihm dieser eine Summe Geldes und die Städte Nord Hausen und Saal- feld gab. Als aber Philipp 1199 erst Thüringen mit Krieg überzog, dann aber noch größere Vortheile als sein Gegenkönig bot, da wandte sich der Landgraf zu ihm, erklärte sich aber bald wieder für Otto. Nun brach Philipp 1203 abermals in Thüringen ein und züchtigte das Land für die Treulosigkeit seines Fürsten. Hermann rief den König von Böhmen zu Hilfe; der erschien zwar auch, doch seine Krieger hausten viel arger im Lande als die Feinde. Bei einem zweiten Feldzug 1204 ging es nicht bester zu, und der Landgraf mußte sich endlich dem König Philipp unterwerfen. Nach dem Tode desselben erkannte er zwar den König Otto an, fiel aber 1212 wieder von ihm ab, und erklärte sich für Friedrich von Hohenstaufen, wofür Thüringen wieder bluten mußte. Diesen Kriegs- drangfalen ungeachtet verwandte Markgraf Hermann Vieles auf Geschenke und Ausstattungen der Kirchen u>nd Klöster, hielt einen prächtigen Hofstaat, beschäftigte sich mit der Dichtkunst und andern Wissenschaften, und hielt an seinem Hofe die berühmtesten Dichter seiner Zeit. Das wäre wohl recht rühmlich und ein nachahmungswcrthes Beispiel für manche Fürsten späterer Zeit gewesen, wenn der Landgraf dabei nur mehr das Wohl seiner Unterlha- ncn beherzigt hätte. Das Wissen ist zwar allerdings gut und ziert jeden Menschen, er sei hoch oder niedrig, das Thun, das Erfüllen der Pflicht aber ist noch viel besser. Ueber- haupt soll der Fürst auch bei der Pflege und dem Obliegen der Wissenschaften auch Maaß und Ziel halten, da sein Beruf, für das Wohl des Landes zu sorgen, seine ganze Aufmerksamkeit erfordert und ihm wenig Zeit übrig läßt, sich mit Dingen zu beschäftigen, die nur allein ihm für seine Person nützlich und angenehm sind. Doch war zu seiner Zeit die Liebe zur Dichtkunst bei den Fürsten so all- gemein, daß sie nicht nur die Dichter — damals Minne- sänger genannt — an ihren Höfen mit großer Achtung aufnahmen und behandelten, sondern auch selbst dichteten.
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