1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Partei treu blieb, sondern aus leidiger Gewinnsucht bald auf
diese, bald auf jene Seite trat, und dadurch seine Gegner aufs
heftigste erbitterte. Erst hielt er cs mit seinem Verwand-
ten Philipp, trat aber zu Otto über, als ihm dieser eine
Summe Geldes und die Städte Nord Hausen und Saal-
feld gab. Als aber Philipp 1199 erst Thüringen
mit Krieg überzog, dann aber noch größere Vortheile als
sein Gegenkönig bot, da wandte sich der Landgraf zu ihm,
erklärte sich aber bald wieder für Otto. Nun brach Philipp
1203 abermals in Thüringen ein und züchtigte das Land
für die Treulosigkeit seines Fürsten. Hermann rief den
König von Böhmen zu Hilfe; der erschien zwar auch, doch
seine Krieger hausten viel arger im Lande als die Feinde.
Bei einem zweiten Feldzug 1204 ging es nicht bester zu,
und der Landgraf mußte sich endlich dem König Philipp
unterwerfen. Nach dem Tode desselben erkannte er zwar
den König Otto an, fiel aber 1212 wieder von ihm ab,
und erklärte sich für Friedrich von Hohenstaufen,
wofür Thüringen wieder bluten mußte. Diesen Kriegs-
drangfalen ungeachtet verwandte Markgraf Hermann
Vieles auf Geschenke und Ausstattungen der Kirchen u>nd
Klöster, hielt einen prächtigen Hofstaat, beschäftigte sich mit
der Dichtkunst und andern Wissenschaften, und hielt an
seinem Hofe die berühmtesten Dichter seiner Zeit. Das
wäre wohl recht rühmlich und ein nachahmungswcrthes
Beispiel für manche Fürsten späterer Zeit gewesen, wenn
der Landgraf dabei nur mehr das Wohl seiner Unterlha-
ncn beherzigt hätte. Das Wissen ist zwar allerdings gut
und ziert jeden Menschen, er sei hoch oder niedrig, das
Thun, das Erfüllen der Pflicht aber ist noch viel besser. Ueber-
haupt soll der Fürst auch bei der Pflege und dem Obliegen
der Wissenschaften auch Maaß und Ziel halten, da sein
Beruf, für das Wohl des Landes zu sorgen, seine ganze
Aufmerksamkeit erfordert und ihm wenig Zeit übrig läßt,
sich mit Dingen zu beschäftigen, die nur allein ihm für
seine Person nützlich und angenehm sind. Doch war zu
seiner Zeit die Liebe zur Dichtkunst bei den Fürsten so all-
gemein, daß sie nicht nur die Dichter — damals Minne-
sänger genannt — an ihren Höfen mit großer Achtung
aufnahmen und behandelten, sondern auch selbst dichteten.