1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der reichste, und nach Oestreich auch der größte in
Deutschland, denn alles Land von der Werra bis zur
Oder, und von den böhmischen Gebirgen bis zum
Harz gehörte dazu, und durch die Bergwerke wie durch
den lebhaft betriebenen Ackerbau und Gewerbe waren
diese Lande stark bevölkert und blühend. Zu welcher Macht
hätte sich dieser Staat, besonders in den damaligen ver-
wickelten Zeiten erheben können, wenn diese Lande unge-
theilt bei einander geblieben wären. Allein in jener Zeit
war es bei den Fürsten Sitte, die Länder.wie ein Fami-
liengut unter ihre Söhne zu theilen, ja selbst den Töchtern
ihr Erbgut in einem Landgebiet anzuweisen. Daher kam
es denn, daß viele mächtige Fürstenhäuser in Abnahme
geriethen, und die Landschaften so ungebührlich zerstückelt
wurden. Daswettinsche Haus wurde durch einesolche
Theilung zerrüttet und sogar dem Untergange nahe gebracht.
Markgraf Heinrich hatte in seiner ersten Ehe mit
Constantia von Oestreich zwei Söhne Albrecht und
Dietrich gezeugt, in seiner zweiten Ehe mit Agnes
von Böhmen hatte er keine Kinder, in der dritten mir
Elisabeth von Maltitz, die aber nicht ebenbürtig war,
wurde ihm auch ein Sohn, Friedrich geboren. Noch
vor Beendigung des Erbfolgekriegs theilte Heinrich mit
seines Söhnen, und gab dem ältesten, Albrecht, die Land-
grafschaft Thüringen und die Pfalz Sachsen, dem
zweiten, Dietrich, das Osterland, zwischen der Elster,
Mulde und Saale belegen, worin Leipzig; er selbst
behielt die Markgrafschaften Meißen und Lausitz. Da
Dietrich seinen Wohnsitz in Landsberg nahm, so führte
er den Titel Markgraf von Landsberg, ob wohl sein
Gebiet keine besondere Markgrafschaft war.
Durch diese Theilung hatte Markgraf Heinrich, der
ein großer Freund von Lustbarkeiten und glanzenden Festen
war, sich vielleicht ein ruhiges und bequemes Leben ver-
schaffen wollen, allein er hatte sich nur Kummer und Sor-
gen und seinem Hause großes Unheil bereitet. Albrecht,
sein ältester Sohn, hatte in seinen Iünglingsjahren
viele gute Eigenschaften gezeigt und die Hoffnung erregt,
daß er ein vortrefflicher Regent werden würde; nachdem er
aber zur Regierung gelangt war, bewies er eine so schlechte