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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 91

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
91 Der Kurfürst belagerte es mit 18,000 Mann, doch die Bürger vertheidigten sich so wacker, daß er die Belagerung aufheben mußte. Dagegen wurde die Stadt Gera durch die Unklugheit ihres Herrn von einem entsetzlichen Unglück betroffen. Der Herr von Gera, Heinrich der Jüngere, hielt es mit dem Kurfürsten. Deshalb belagerte Herzog Wilhelm die Stadt; aber die Gerischen Frauen mit Heinrichs Mutter an der Spitze thaten einen Fußfall und er verschonte die Stadt. Allein statt dieser Rettung seiner Unterthanen froh zu seyn, schrieb Heinrich einen höhnischen unehrerbietigen Brief an den Herzog und reizte dessen Zorn dadurch so sehr, daß er Gera mit seinen böh- mischen Hilfsvölkern erstürmen ließ. Diese unmenschlichen Krieger bemeisterten sich der Stadt am 3osten October 1450, hieben 5000 Einwohner nieder und schleppten die übrigen in Gefangenschaft nach Böhmen mit fort. Solche him- melschreiende Greuel verursachte der unselige Bruderkrieg, der ein dreifacher Fluch für das Gesammtland war, da ein Bruder gegen den andern, die Fürsten gegen ihre Un- terthanen , die Lehnsleute gegen ihre Lehnsherrn Pflicht und Treue' brachen, göttliche und menschliche Rechte verletzten und mit unmenschlicher Wuth einander schadeten, wo sie wußten und konnten. Wie weit der Haß ging und die unnatürliche Erbitterung, mag folgendes Beispiel zeigen. Als die Heere der feindlichen Brüder an der Elster einander gegenüberstanden, erbot ein Krieger dem Kurfür- sten sich, dem Kriege auf einmal ein Ende machen zu wol- len, indem er mit seinem Schuß den Herzog treffen wolle. Der Kurfürst nahm jedoch das Erbieten nicht an, denn er wollte doch kein Kain seyn; doch daß ihm ein solcher An- schlag zugemuthet werden konnte und daß ihm seine Zeit- genossen das Zurückweisen deyelben als etwas besonders Löbliches angerechnet haben, das zeigt, wie weit durch den heillosen Kampf damals schon Sinn und That verderbt war. Ein anderer Zug aber, der dem Kurfürsten Ehre macht und dabei zeigt, daß in jener Zeit der Verwirrung und Greuel nicht alle Treu und Gewissenhaftigkeit ver- schwunden war, darf hier nicht mit Stillschweigen über- gangen werden. Der Kurfürst stand mit großer Kriegs- macht vor F reib erg und verlangte, daß der Rath und
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