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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 108

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
108 / ganz Deutschland der Vürgerftand und auch, ein großer Theil des Adels die altgewohnte Ehrfurcht vor der Gelstlich- keit verlor und sich nach einer gereinigten Lehre, nach einem verbesserten Gottesdienst sehnte, so war das doch nirgends mehr der Fall als in den sächsischen Landen. Das Volk darin war regsam, fleißig, ernsthaft, zum Denke;, aufge- legt, nüchtern, fromm und ehrbar und nahm ein großes Aergerniß an den anstößigen Sitten der Geistlichkeit. Von den drei in den sächsischen Landen befindlichen Univer- sitäten, Erfurt, Leipzig, Wittenberg war mancher Lichtstrahl in der Umgegend verbreitet worden und hatte cs hell in den Köpfen gemacht. Dazu fehlte es nicht an gu- ten Schulanstalten im Lande, und eine lange Reihe wür- diger Fürsten hatte durch eigenes Beispiel eines musterhaf- ten Lebenswandels und durch heilsame Verordnungen die Sittlichkeit bei dem Volke gehoben. Die Nähe von Böh- me n, wo durch H u ß und seine Anhänger bereits eine Kir- chenverbefferung versucht worden war, hatte wohl auch da- zu beigetragen den Wunsch darnach in Sachsen anzucegcn. So war Sachsen vor allen andern Landern der geeignete Boden, auf dem die heilvolle Saat der gereinigten Lehre gedeihen und Früchte bringen konnte; die Gemüther in die- sem Lande waren darauf vorbereitet, und es bedurfte nur eines bequemen Anlasses und eines dazu fähigen Hauptes, um das, was längst als ein höchst dringendes Bedürfniß von Taufenden gewünscht und erwartet wurde, zur Aus- führung zu bringen, und als die rechte Zeit dazu erschienen war, da fehlte es an beiden nicht. Der Anlaß, der zunächst die Kirchenverbefferung her- beiführte, war der fchaamlos getriebene Ablaßhandel, der zwar früher auch schon stattgefunden hatte, doch nicht mit einer solchen Frechheit und auf eine so sittenzerftörende Weise, als nunmehr. Von jeher hatten die Päpste auf mancherlei Weise Geld aus den christlichen Ländern zusam- men zubringen gesucht, und besonders war Deutschland eine reiche O-uclle von Einkünften für sie gewesen. Unter diesen Erwerbsquellen war der Ablaß eine der. ergiebigsten und wurde um so häufiger von ihnen benutzt, da es eine freiwillige Abgabe war, und daher auch kein Landesherr dagegen so leicht etwas einzuwenden haben konnte. Der
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