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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 110

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
no hafte Priester bei dem Volke durch Lehre und Ermahnung stifteten, zu nichte, und öffnete dem Sittenverderbnisse und allen Lastern Thor und Thüren; denn nach Tezels Be- hauptung war jedes Verbrechen, es mochte so schrecklich seyn, wie es wollte, vergeben und versöhnt, sobald der Ablaßzettel bezahlt worden war. Das geschah im Herbste des Jahres 1517. Dies war der nächste Anlaß zur Kirchen- vcrbcfferung; der Mann, der dieses große Werk unterneh- men und vollbringen sollte, war aber auch bereits zur Stelle. Martin Luther war am loten November 1483 zu Eisleben geboren, eines Bergmanns Sohn, der in dem Dorfe Möhra bei Eisenach wohnte. Auf den Schulen zu Magdeburg und Eisenach hatte er seinen llntcrricht erhalten, dann seit 1501 zu Erfurt die Rechte studirt, war 1503 Magister geworden, 1505 aber in den Augustin er orden getreten und hatte sich mit großem Eifer der Gottesgelahrtheit gewidmet. Der Generalvicarius der Augustiner in Deutschland, Dr. Johann Stau- pitz, versetzte ihn 1508, seiner Gelehrsamkeit wegen, nach Wittenberg, woselbst er anfangs die Philosophie lehrte, dann aber auf Staupitzens Begehr Doctor der Theo- logie wurde, wozu Kurfürst Friedrich selbst das Geld hergab. Zwei Jahre vorher hatte er in den Angelegenhei- ten seines Ordens eine Reise nach Rom thun muffen und dadurch Gelegenheit erhalten, die Verderbtheit des römi- schen Hofes mit eigenen Angen anzusehen. Als im Jahr 1517 Tezel seinen Ablaßhandel in Jüterbock, vier Meilen von Wittenberg, trieb und Luther die nachthci- ligen Folgen sah, die der Ablaßkram nach sich zog, so fing er an in der Kapelle seines Klosters, und als diese für seine vielen Zuhörer zu enge wurde, in der Schloßkirche zu Wit- tenberg darwider zu predigen, und Tezel, der es er- fuhr, drohte, ihn als Ketzer verbrennen zu lassen. Dadurch gereizt, schlug Luther am 3isten Oktober 1517 an der Wittenberger Schloßkirche die 95 Streitsätze an, worin er seine Meinung von der Kraft und Wirkung des Ab- lasses und von den bis dahin damit getriebenen Mißbräu- chen bekannt machte und sich erbot, seine Behauptungen mit Wort und Schrift zu vertheidigen. Das war der erste Anfang der Kirchenverbesserung, die, ob sie gleich damals
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