1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
no
hafte Priester bei dem Volke durch Lehre und Ermahnung
stifteten, zu nichte, und öffnete dem Sittenverderbnisse und
allen Lastern Thor und Thüren; denn nach Tezels Be-
hauptung war jedes Verbrechen, es mochte so schrecklich
seyn, wie es wollte, vergeben und versöhnt, sobald der
Ablaßzettel bezahlt worden war. Das geschah im Herbste
des Jahres 1517. Dies war der nächste Anlaß zur Kirchen-
vcrbcfferung; der Mann, der dieses große Werk unterneh-
men und vollbringen sollte, war aber auch bereits zur Stelle.
Martin Luther war am loten November 1483
zu Eisleben geboren, eines Bergmanns Sohn, der in
dem Dorfe Möhra bei Eisenach wohnte. Auf den
Schulen zu Magdeburg und Eisenach hatte er seinen
llntcrricht erhalten, dann seit 1501 zu Erfurt die Rechte
studirt, war 1503 Magister geworden, 1505 aber in den
Augustin er orden getreten und hatte sich mit großem Eifer
der Gottesgelahrtheit gewidmet. Der Generalvicarius der
Augustiner in Deutschland, Dr. Johann Stau-
pitz, versetzte ihn 1508, seiner Gelehrsamkeit wegen, nach
Wittenberg, woselbst er anfangs die Philosophie lehrte,
dann aber auf Staupitzens Begehr Doctor der Theo-
logie wurde, wozu Kurfürst Friedrich selbst das Geld
hergab. Zwei Jahre vorher hatte er in den Angelegenhei-
ten seines Ordens eine Reise nach Rom thun muffen und
dadurch Gelegenheit erhalten, die Verderbtheit des römi-
schen Hofes mit eigenen Angen anzusehen. Als im Jahr
1517 Tezel seinen Ablaßhandel in Jüterbock, vier
Meilen von Wittenberg, trieb und Luther die nachthci-
ligen Folgen sah, die der Ablaßkram nach sich zog, so fing
er an in der Kapelle seines Klosters, und als diese für seine
vielen Zuhörer zu enge wurde, in der Schloßkirche zu Wit-
tenberg darwider zu predigen, und Tezel, der es er-
fuhr, drohte, ihn als Ketzer verbrennen zu lassen. Dadurch
gereizt, schlug Luther am 3isten Oktober 1517 an der
Wittenberger Schloßkirche die 95 Streitsätze an, worin
er seine Meinung von der Kraft und Wirkung des Ab-
lasses und von den bis dahin damit getriebenen Mißbräu-
chen bekannt machte und sich erbot, seine Behauptungen mit
Wort und Schrift zu vertheidigen. Das war der erste
Anfang der Kirchenverbesserung, die, ob sie gleich damals