1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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von Luther noch gar nicht beabsichtigt war, nun unauf-
haltsame Fortschritte machte und durch ihrer Gegner Un-
klugheit selbst beschleunigt wurde.
Dr. Martin Luther hatte, als er seine 95 Sätze
anschlug, nur noch allein die Absicht, der schamlosen Ab-
laßkramerei ein Ende zu machen und glaubte fest, daß weder
der Papst noch der Kurfürst von Mainz um den schänd-
lichen Unfug wüßten, der damit getrieben wurde. Er schrieb
deshalb an den Kurfürsten von Mainz und bat ihn dem
Aergerniß Schranken zu setzen. Aber der Kurfürst, der
selbst von dem Ablaß großen Gewinn zog, antwortete nicht,
auch fand sich keiner, der mit Luther überfeine 95 Satze
hatte streiten wollen. Sie waren indeffen gegen seinen
Willen gedruckt und überall verbreitet worden, hatten ein
großes Aufsehen erregt und vielen Beifall gefunden. End-
lich ließ im December 1517 Johann Tezcl 105, und
bald darauf noch 50 Gegensätze von Dr. Wimpina ab-
fassen, worin Luthers Behauptungen so heftig und wider-
sinnig bestritten waren, daß ihre Richtigkeit nur noch mehr
einleuchtete. Auch verbrannte Tezcl Luthers Sätze
öffentlich als ketzerisch, und ließ durch den Dominikaner
Prieras in Rom eine Schrift gegen Luther abfassen,
die aber so widersinnig ausficl, daß der Papst selbst ihr
seinen Beifall versagte. Darauf schrieben noch einige
Deutsche, als der Dominikaner Hogstraten zu Köln
und Dr. Johann Eck zu Ingolstadt gegen Luther,
aber Beide mit so wenigem Geschick, daß sie, anstatt ihm
zu schaden, ihm vielmehr nützten, sich selbst aber lächerlich
und verächtlich machten; dagegen erhielt Luther nicht nur
einen allgemeinen Beifall der Studirenden in Witten-
berg und der Brüder seines Ordens, sondern auch viele
Gelehrte und Mächtige vom Adel, als Hutten, Sickin-
gen und Schaumburg billigten seine Meinung und boten
ihm ihren Schutz an. Der Hofprediger des Kurfürsten
Friedrich, Georg Burckhard, genannt Spalatinus,
wurde sein Freund und Fürsprecher, und der hochgelehrte,
weise Melanchton sein Gehülfe bei dem großen Werke.
Luther widerlegte seine Gegner ohne große Mühe, und
dann gab er eine Erklärung seiner 95 Sätze heraus, die er
an den Papst und an den Bischof von Brandenburg