1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sandte, doch seine Behauptungen dem Urtheile der Kirche
unterwarf.
Papst Leo hielt anfangs diesen Streit für einen blo-
ßen Zank zwischen den Dominikanern und Franzis-
kanern, wie er schon oft Statt gehabt hatte, und wollte
sich nicht drein mischen; doch die Dominikaner ließen nicht
nach, um die Bestrafung Luthers zu bitten, bis er end-
lich im Juli 1518 eine Vorladung an Luther erließ, sich
binnen 60 Tagen in Rom zu stellen. Auch der Kaiser-
Maxi miti an bat den Papst, dem Gezänke ein Ende zu
machen. Luther war bereit nach Rom zu gehen, dock-
die Universität wollte ihn nicht ziehen lassen, und Kurfürst
Friedrich, der Luthern als die schönste Zierde seiner
neuen Universität nicht verlieren wollte, vermittelte es da-
hin, daß er diese Reise, von der er wahrscheinlich nie zu-
rückgekehrt wäre, überhoben wurde, und der Cardinal Tho-
mas de Vio de Gaeta, gewöhnlich Cajetangenannt,
der an den Reichstag zu Augsburg gesandt war, den
Auftrag erhielt, den Streit zu untersuchen und darüber zu
entscheiden. Wie bei dieser Gelegenheit, so wird überall
bei der Kirchenverbesserung der Finger der Vorsehung sicht-
bar durch das Zusammentreffen vieler günstiger Ilmstände,
wodurch cs allein möglich war, daß die so oft rettungslos
scheinende gute Sache doch aufrecht erhalten wurde und
doch endlich den Sieg davon trug. Schwerlich hätte Leo
Luthern von der Reise nach Rom entbunden, wenn ihm
nicht daran gelegen gewesen wäre, den Kurfürsten Fried-
rich von Sachsen zu schonen, weil dieser dazumal gerade
dem Kaiser Maximilian, der die Wahl seines Enkels
Karl zum römischen Könige betrieb, zuwider gewe-
sen war. Auch Papst Leo wollte diese Wahl Hintertrei-
den, und deshalb war er dem Kurfürsten in seinem Begeh-
ren zu Willen. Luther erschien in Augsburg, nachdem
er sicheres Geleite erhalten hatte, vor dem Cardinal, der
ihn freundlich empfing und sich mit ihm in einen gelehr- '
ten Streit einließ; doch da er dem Doctoc nicht gewachsen
war, verlangte er unbedingten Widerruf. Luther erklärte,
daß er nur dann widerrufen könne, wenn ihm das Irrige
seiner Behauptungen erwiesen sei, erbot sich aber seine
Sätze der Entscheidung der Kirche oder auch einiger Uni-