1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
116
er nur den wählen würde, der für das Wohl des Reiches
am geeignetsten schiene, sich aber durch Geschenke seine
Wahlfreiheit nicht beschränken lasten wolle. Da sich die
Kurfürsten wegen der Wahl zwischen den Königen von
Spanien und Frankreich nicht vereinigen konnten, so
trugen sie einstimmig dem Kurfürsten Friedrich die Kai-
serkrone an; doch der hochherzige Fürst wollte seines Lan-
des Wohlfahrt nicht wegen der unfruchtbaren Ehre aufs
Spiel setzen, deshalb gab er seine Stimme dem König
Karl von Spanien und bewog auch die andern Fürsten
dazu, diesen zu wählen; doch sorgte er dafür, daß Kaiser
Karl eine Wahlkapitulation unterschreiben und an-
nehmen mußte, damit des deutschen Reiches Freiheit
nicht verletzt würde. Der Kaiser wollte aus Dankbarkeit
nach der Wahl dem Kurfürsten ein Geschenk von 100,000
Dukaten machen, allein der nahm es nicht, und verbot
auch seiner Dienerschaft, bei Strafe der Entlastung, Geschenke
anzunehmen.
Während Kaiser Karl zu Frankfurt gewählt wurde,
wurde vom 27sten Juni 1519 ab beinahe vier Wochen
lang in L e i p z i g zwischen vr. Luther und Vr. I 0 h an n
Eck in Gegenwart des Herzogs Georgs von Sachsen
ein Religionsgcspräch gehalten, in welchem vr. Eck ver-
gebens den Or. Luther durch hinterlistig gestellte Fragen
zu fangen und in den Verdacht eines Jrrlehrers zu bringen
strebte. Da Eck seine Absicht nicht erreichte, so ging ec
nach Rom und wirkte eine Bannbulle gegen Luther aus.
Luther wurde dadurch bewogen seine ganze Kraft anzu-
wenden, um das Papstthum zu bekämpfen; er schrieb und
predigte nun auf das Eifrigste dagegen und verbrannte
endlich am loten December 152o vor dem Thore der Stadt
Wittenberg, in Gegenwart allerstudirenden, die päpst-
liche Bulle und andere die Vorrechte, der Päpste behaup-
tende, Schriften. Durch diese Handlung, die damals ein
großes Aufsehen erregte, hatte sich Luther auf ewig von
dem Papste abgesagt und den Kampf mit demselben auf
Tod und Leben begonnen. Ehe <>ie Bulle bekannt gemacht
wurde, hatte Luther auf die Vorstellung und Bitte des
päpstlichen Kammerherrn von Miltitz, einem gebornen
Sachsen, sich geneigt finden lasten, zu schweigen, wenn