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1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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römische Geistlichkeit in Sachsen anfing, sich von den
Vorschriften der römischen Kirche frei machen und
besonders die Ehelosigkeit aufzugcben. Ein Priester zukem-
berg, Bartholomäus Bernhardt, war der erste der
im Jahr 1521 sich vcrheirathete und bald eine große Menge
Nachfolger fand. Dadurch erhielt Luther immer mehr
Anhänger aus der Geistlichkeit, die nun auch um ihres
eigenen Vortheils Willen Luthers Lehre immer weiter
verbreiteten. Zu gleicher Zeit verfaßte Melanchthon eine
Schrift mit dem Namen loci cornrnunes, worin die
Hauptartikel der christlichen Lehre mit solcher Klarheit und
Kürze vorgetragen waren, daß sie der neuen Lehre eine große
Menge Anhänger verschaffte und alle Freunde der Kirchcn-
verbesserung in ihren Meinungen bestärkte.
Unter solchen Umständen konnte es dem Dr. Luther
wenig schaden, daß der König Heinrich Viii. von Eng-
land und der berühmte Gelehrte Erasmus gegen ihn
schrieben; er fertigte beide zum Erstaunen der Welt mit
vieler Derbheit ab und zeigte, daß bei ihm kein Ansehen
der Person galt. Auch des Haffes und der strengen Ver-
fügungen des Herzogs Georg von Sachsen gegen seine
Lehre achtete er wenig, denn er hatte ja die Freude zu sehen,
daß seine Lehren sich immer weiter verbreiteten und die
Zahl ihrer Anhänger täglich wuchs. Auch ereigneten sich
manches Günstige für sein Werk, wie der schnelle Tod des
Papstes Leo X., der ohne die letzte Oelung gestorben war,
welches selbst den eifrigsten Anhängern der römischen
Kirche großen Anstoß gab; dann die Wahl des Papstes
Hadrian Iv., der selbst die Verderbtheit der römischen
Geistlichkeit eingestehen mußte; endlich der Krieg Karls V.
mit Frankreich, wodurch jeder Plan zur Unterdrückung
der Reformation vereitelt wurde. Nunmehr dachte auch
Luther an die Aenderung der kirchlichen Gebräuche und
der Liturgie. Der Schwachen wegen ging er mit vieler
Schonung zu Werke und behielt noch viele alte Gebete und
Gesänge, selbst die Erhebung der Hostie und des Kelches
bei; aber die eigentliche Messe schaffte er ab. Er selbst
legte die Mönchskutte ab und kleidete sich in den schwarzen
Pri'efterrock, der nach und nach die Amtskleidung der Lu-
therischen Geistlichen wurde. Luther ließ bei allen