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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 121

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
121 römische Geistlichkeit in Sachsen anfing, sich von den Vorschriften der römischen Kirche frei machen und besonders die Ehelosigkeit aufzugcben. Ein Priester zukem- berg, Bartholomäus Bernhardt, war der erste der im Jahr 1521 sich vcrheirathete und bald eine große Menge Nachfolger fand. Dadurch erhielt Luther immer mehr Anhänger aus der Geistlichkeit, die nun auch um ihres eigenen Vortheils Willen Luthers Lehre immer weiter verbreiteten. Zu gleicher Zeit verfaßte Melanchthon eine Schrift mit dem Namen loci cornrnunes, worin die Hauptartikel der christlichen Lehre mit solcher Klarheit und Kürze vorgetragen waren, daß sie der neuen Lehre eine große Menge Anhänger verschaffte und alle Freunde der Kirchcn- verbesserung in ihren Meinungen bestärkte. Unter solchen Umständen konnte es dem Dr. Luther wenig schaden, daß der König Heinrich Viii. von Eng- land und der berühmte Gelehrte Erasmus gegen ihn schrieben; er fertigte beide zum Erstaunen der Welt mit vieler Derbheit ab und zeigte, daß bei ihm kein Ansehen der Person galt. Auch des Haffes und der strengen Ver- fügungen des Herzogs Georg von Sachsen gegen seine Lehre achtete er wenig, denn er hatte ja die Freude zu sehen, daß seine Lehren sich immer weiter verbreiteten und die Zahl ihrer Anhänger täglich wuchs. Auch ereigneten sich manches Günstige für sein Werk, wie der schnelle Tod des Papstes Leo X., der ohne die letzte Oelung gestorben war, welches selbst den eifrigsten Anhängern der römischen Kirche großen Anstoß gab; dann die Wahl des Papstes Hadrian Iv., der selbst die Verderbtheit der römischen Geistlichkeit eingestehen mußte; endlich der Krieg Karls V. mit Frankreich, wodurch jeder Plan zur Unterdrückung der Reformation vereitelt wurde. Nunmehr dachte auch Luther an die Aenderung der kirchlichen Gebräuche und der Liturgie. Der Schwachen wegen ging er mit vieler Schonung zu Werke und behielt noch viele alte Gebete und Gesänge, selbst die Erhebung der Hostie und des Kelches bei; aber die eigentliche Messe schaffte er ab. Er selbst legte die Mönchskutte ab und kleidete sich in den schwarzen Pri'efterrock, der nach und nach die Amtskleidung der Lu- therischen Geistlichen wurde. Luther ließ bei allen
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