1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ernsthafte Weise beunruhigt. Das Glück des Kaisers gegen
den König von Frankreich hatte den Fürsten, die der
Reformation abgeneigt waren, neuen Muth zur Verfolgung
der neuen Lehre gegeben, und die Mißverständnisse und Zwi-
stigkeiten zwischen beiden Religionsparteien wurden immer
größer. Nun erschien im Marz 152s Landgraf Philipp
bei dem Kurfürsten und eröffnete ihm, daß mehrere der
mächtigsten deutschen Fürsten zu Breßlau einen Bund
geschlossen hätten, die lutherisch e Lehre auszurotten, und
den Kurfürsten, wenn er seine Geistlichen nicht auslicferte,
von Land und Leuten zu verjagen. Ein Gleiches sollte auch
dem Landgrafen widerfahren. Diesem war der Bundcsver-
trag von dem Kanzler des Herzogs Georg, Otto von
Pach, mitgetheilt worden. Der Kurfürst und der Land-
graf schloffen nun einen Vertrag, verpflichteten sich zu einer
schleunigen Errichtung eines Heeres von 26,000 Mann,
womit sie die Verbündeten unverweilt angreifen wollten.
Zu diesen gehörten der König Ferdinand von Böh-
men, die Kurfürsten von Mainz und Brandenburg,
die Herzöge von Baiern und Sachsen, der Erzbischof
von Salzburg, die Bischöfe von Bamberg und Würz-
burg. Luther widerrieth diesen Krieg und auch die kur-
fürstlichen Räthe und übrigen Geistlichen drangen darauf,
daß vor dem Angriff wenigstens genauere Erkundigung ein-
gezogen werden sollte, was es mit dem Bündnisse eigent-
lich für eine Bewandtniß habe, und da ergab es sich denn,
daß das Stattfinden eines solchen Bündnisses nicht erwiesen
werden konnte. Obgleich die Gefahr eines blutigen Krieges
nunmehr abgewendet war, so ließ die Spannung zwischen
beiden Religionsparteien nicht nach, das zeigte sich besonders
1529 auf dem Reichstage zu Speier. Daselbst drangen
die Katholiken darauf, daß der Verbreitung der neuen Lehre
Einhalt gethan werden solle. Die Anhänger der Kirchen-
verbcsserung setzten sich aber dawider und ließen am loten
April 1529 eine öffentliche Protestation dagegen vorlesen.
Von nun ab erhielten sie den Namen der Protestanten
und ihre Partei erhielt mit dem Namen auch Zusam-
menhang.
Der Kaiser zeigte sich höchst ungehalten über die Pro-
tcstation und ließ sogar die Gesandten, die sie ihm über-