1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bischof nicht bezahlte, da ließ der Kurfürst Wurzen mit
400 Mann besetzen. Herzog Moritz, ohne dessen Zustim-
mung es geschehen war, zog sogleich ein Heer zusammen,
eben so der Kurfürst, und schon wollten beide den Kampf
beginnen, als der Landgraf Philipp herbeieilte und am
loten April 1542 die feindlichen Vettern mit einander ver-
glich. Dieser unblutige Feldzug wurde, weil er gerade zur
Osterzeit vorfiel, der Fladenkrieg genannt.
Von weit größerer Bedeutung war ein Streit mit
dem Herzog Heinrich, dem Jüngeren, von Braun-
schweig, der ein heftiger Feind der Protestanten und des
schmalkald isch e n Bundes war. Ganz besonders erbit-
tert zeigte er sich gegen den Kurfürsten von Sachsen, den
er sogar verleumdete, daß er chm nach dem Leben gestan-
den habe. Dagegen hat Herzog Heinrich sich von dem
Verdacht, daß er Mordbrenner nach Sachsen und Hes-
sen gesandt habe, nicht gereinigt. Der Haß beider Für-
sten Hegen einander war so groß, daß sie durch gedruckte
Schriften einander angriffen, worin sie sich gegenseitig mit
den allernicdrigsten Schimpfworten belegten. Doch blieb
cs nicht bei den Schmähungen, sondern es kam auch zu
Thätlichkeiten. Der Kurfürst von S a ch se n und der Land-
graf von Hessen überfielen im Juli 1542 Herzog Hein-
richs Land mit 19,000 Mann, eroberten am I2ten Au-
gust Wolfenbüttel und binnen Monatsfrist ckas ganze
Land. Sie führten nun darin sogleich die Reformation
ein und eine Kirchenordnung, und ließen sich durch keine
Ermahnungen des Kammergcrichts und des römi-
schen Königs daran hindern. Die Vermittelung des Her-
zogs Ludwig von Baiern wiesen die Sieger zurück, und
wollten das Land nur gegen Bezahlung von 1 Million
Gulden den Kindern des Herzogs Heinrich zurückgeben.
Die Eroberung dieses Landes erfolgte nicht etwa aus blo-
ser Nachsucht des Kurfürsten, sondern war aus dem Grunde
nöthig, weil die schmalkaldischen Bundesglieder einen
so gefährlichen Feind nicht in ihrem Rücken dulden konn-
ten. Da der Kaiser im Kriege mit Frankreich begriffen,
König Ferdinand aber höchst unglücklich pegen die Tür-
ken war, so mußte die katholische Partei die Eroberung
geschehen lassen. Nunmehr wäre es aber an der Zeit ge-