1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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so schnell und vollständig gelungen scyn, wenn Johann
Friedrich nicht noch einen Hauptfehler begangen bàtte,
wodurch alle Kräfte des Bundes gelähmt und die Bun-
desgliedcr einzeln dem Kaiser in die Hände geliefert wurden.
Das geschah auf folgende Weise.
Der Herzog Moritz von Sachsen, der stets wider-
willig gegen seinen Vetter, den Kurfürsten, gesinnt war,
hatte, ungeachtet er sich zur lutherischen Lehre bekannte, am
I9tcn Juni' 1546 ein geheimes Bündnifi mit dem Kaiser
gegen den schmalkaldischen Bund geschlossen, da er die
Versicherung erhalten, daß von dem Kriege des Kaisers
den Lutherischen kein Nacktheit erwachsen solle. Warum
er solches gethan, das hat die Folge gezeigt. Der Kur-
fürst der sich solches von seinem Vetter nicht versehen, hatte
ihm selbst die Bewachung seiner Lande übertragen, als er
gegen den Kaiser zog, und Moritz sie auch nicht zurück-
gewiesen. Als nun der Kaiser den Kurfürsten Johann
Friedrich mit der Acht belegte, da trug er dem Herzog
Moritz auf, die Acht zu vollziehen und die kurfürstlichen
Lande zu erobern. Der that das zum Schrecken und Kum-
mer aller Evangelischen, sandte zu Ende des Oktobers dem
Kurfürsten einen Absagebrief und fiel ihm ins Land. Noch
vor Ende des Jahres hatte er, bis auf Ei se nach, Gotha,
und Wittenberg, das ganze Kursachsen erobert und
bei letzterer Stadt ließ er die Umgegend auf das Schreck-
lichste verheeren. Der römische König Ferdinand war
schon früher ins Vogtland eingerückt, und damit wollte
Moritz sich entschuldigen, daß er feines Vetters Land
eingenommen, weil es, hätte er es nicht besetzt, in fremde
Hände gekommen ftyn würde; doch hielt der "Grund wohl
nicht Stich, denn Ferdinand, der selbst mit den wider-
setzlichen böhmischen Ständen zu streiten hatte, wäre
nimmer ohne Gutheißen des Herzogs Moritz in Kursach-
sen eingefallen. Auch was sonst noch zur Rechtfertigung
dieses Fürsten gesagt worden ist, nimmt den Vorwurf nicht
von ihm, daß er seines Vetters Vertrauen gemißbraucht
hat, um davon Nutzen zu ziehen/ Was er aber nicht er-
wartet hatte geschah nun, der Kurfürst ließ sich von seinen
Bundesgenossen nicht länger bei ihrem Heere zurückhalten,
als er die Besetzung seiner Lande vernahm, sondern brach
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