1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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tion aus Leipzig vertreiben, auch viele Adelige, die sich
zu Luthers Lehre bekannten, des Landes verweisen. M
sein Bemühen, die Verbreitung der Reformation in
seinem Lande zu hemmen, war aber vergebens, obgleich
eine mächtige Partei, die der römischen Kirche anhing,
ihn darin unterstützte. Zu ihr gehörten viele vom Adel,
die nicht gern die reichen Domherrnstellen für ihre jüngern
Söhne einbüßen wollten, dann der Bischof von Meißen,
endlich die Universität zu Leipzig, die mit mehr Eifer
als Klugheit die neue Lehre bekämpfte. Durch den Streit
mit Luther erbittert, verfuhr Herzog Georg je länger je
härter gegen die Anhänger der Kirchenverbesserung, ließ Lu-
thers Bibelübersetzungen aufkaufen und vernichten, und
schloß Bündnisse mit katholischen Fürsten zur Ausrottung
der neuen Lehre. Dennoch konnte er nicht verhindern, daß
in seinem Lande Mönche und Nonnen die Klöster verließen,
ganze Gemeinden wenigstens heimlich zum Lutherthum
übertraten und sogar in seiner eigenen Familie die neue
Lehre Eingang fand. Sein Bruder Heinrich, der zu
Freiberg Hof hielt, wurde von seiner Gemahlin Katha-
rina für das Lutherthum gewonnen. Aus Furcht vor
dem Bruder führte er die neue Lehre zwar noch nicht völlig
ein, doch duldete er, daß in Freiberg lutherisch gepredigt
und das Abenmahl unter beiderlei Gestalt ausgetheilt wurde.
Endlich am Michaelistage 1536 erklärte sich Herzog Hein-
rich öffentlich für die Reformation und ließ sie in Frei-
be cg einführen. Herzog Georg drohte ihm zwar mit
Einziehung des Jahrgehaltes, doch Heinrich trat in den
schmalkaldischen Bund, der ihm Schutz und nöthigen
Falls auch Entschädigung zusicherte. Nun versuchte Georg
seinem Bruder die Erbfolge zu entziehen und verheirathete
seinen letzten, am Leben gebliebenen, blödsichtigen Sohn,
Friedrich, mit Elisabeth von Mansfeld, allein die-
ser starb kinderlos. Endlich wollte er durch ein Testament
die Kirchenverbesserung von seinem Lande abhalten, und
verordnete, daß sein Bruder Heinrich und dessen Söhne^
ihm nur dann Nachfolgen sollten, wenn sie keine Religions-
Veränderungen vornehmen und dem katholischen heiligen
Bunde, der 1538 in Nürnberg gestiftet, beitreten wür-
den, allein er starb, ehe das Testament unterzeichnet war,