1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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am I7ten April 1539. Wenige Wochen vorher war Hugo,
Burggraf von Leisnig und Herr von Penig, als letz-
ter seines Stammes gestorben und seine großen Güter fielen
an die sächsische Herzogslinie. Jm Ucbrigen war Herzog
Georg ein gerechter und einsichtsvoller Fürst, bei dem das
Land, wo die Religion nicht in's Spiel kam, nicht übel berathen
war. Herzog Heinrich, ein milder, gutmüthiger Fürst,
war bereits 66 Jahre alt, als er die Negierung antrat,
und da er schon in seiner Jugend nicht viel Thätigkeit und
Kraft gezeigt hatte, so war jetzt um so weniger Großes von
ihm zu erwarten; dennoch besaß er Einsicht genug, sich in allen
Regierungsangelegenheiten, besonders aber in Kirchensachen,
der Leitung seines Vetters, des Kurfürsten Johan n Fried-
rich und einsichtsvoller Rathe zu überlassen, und so wurde
denn, der großen noch vorhandenen Hindernisse ungeachtet,
die Reformation in dem albertinischen Sachsen vollstän-
dig eingeführt.
Obgleich im Meißnischen und Osterlä n di sch en
bereits über 300 Predigerstellen unbesetzt waren, da sich
keine katholischen Geistlichen mehr dazu fanden, und aus
diesem Grunde allein schon die Nothwendigkeit einer Kir-
chenverbeffcrung augenscheinlich wurde, so setzte sich doch
der Bischof von Meißen, Johann von Maltitz, mit
aller Gewalt dagegen; die meißnischen Stände beschwer-
ten sich darüber, und der König Ferdinand erklärte, daß
er sich der Stande annehmen würde und berief sich auf
Georgs Testament. Heinrich aber ließ sich dadurch
nicht irren, sondern schritt ungesäumt zur Einführung der
neuen Glaubensform. Damit war aber auch eine vollstän-
dige Aenderung der politischen Stellung des Landes ver-
bunden, denn statt das herzogliche Sachsen bis dahin zur
Partei des Kaisers und römischen Königs gehört hatte,
so trat cs nunmehr auf die Seite der Gegner derselben.
In Leipzig wurde bereits um Pfingsten 1539 der
Anfang mit der Kirchenverbefferung gemacht. Die Ver-
triebenen waren schon früher zurückgerufen worden; der
Kurfürst, Luther, Melanchton, Jonas, Myconius
u. A. kamen zu dem Feste selbst nach Leipzig, Luther
predigte und der Gottesdienst wurde in deutscher Sprache
gehalten. Der Rath machte viele Einwendungen dagegen,