1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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men gelitten, eine Menge Dörfer waren niedergebrannt und
sind nie wieder aufgebaut worden. Zu Dresden lebte nur
noch der 15. Mann, zu Fr eib erg waren von 4000 wehr-
haften Männern nur noch 500 übrig, in Schmiedeberg
soll von 400 Ehepaaren nur ein einziges übriggeblieben
sein. In Wittenberg wurden die Vorstädte und 167
Mauser in der Stadt zerstört, und die Stadt hatte schon
i. I. 1640, 400,000 Lhlr- Schulden. Zörbig wurde 45
mal, Oelsnitz hundertmal geplündert. Die Hungersnot!)
war oft so groß gewesen, daß nicht nur Hunde, Katzen und
Mäuse, sondern sogar Menschenfleisch gegessen worden war.
Der Ackerbau lag ganz darnieder, denn nicht nur fehlte es
an dem nölhigen Zugvieh, ihn zu betreiben, sondern die
Raubthiere hatten auch so überhand genommen, daß die
Menschen sich nicht auf das Feld wagten, weil sie in Gefahr
waren, ergriffen zu werden. In einigen Gegenden galt da-
her der Scheffel Korn bis 60 Thaler. Durch das geflüch-
tete Landvolk waren die Städte überfüllt und nun wüthete
auch der Hunger und die Pest darin. Landstreicher, Räu-
der und Gauner machten das Land unsicher. Schulen und
Universitäten waren leer, viele Kirchen verwüstet, andern
fehlte es an Geistlichen. Die Sittlichkeit war tief gesunken,
Handel und Verkehr lag darnieder und hatte nur noch in
Leipzig einige Lebhaftigkeit.^ Die Münze war durch die
Küpper und Wipper beinahe rathlos geworden. Der
Bergbau stand aus Menschenmangel still, die Schachten
stürzten ein oder ersoffen. Aus gleicher Ursache ging die
einträgliche Bienenzucht im Erzgebirge völlig ein. Die
Geldnoth war unermeßlich, das Land hatte durch die Kriege
an 100 Millionen Thaler verloren, und nur ein geringer
Theil von den Brandschatzungen und Kriegssteuern war
wieder in's Land in Umlauf gekommen. Die wenigen noch
wohlhabenden Kauf - und Gewerbsleute sollten nun für die
fehlenden oder verarmten Steuerbaren mit bezahlen. Die
Staatsviener und Soldaten konnten ihre Besoldungen nicht
ausgezahlt erhalten und sahen sich genöthigt, zu darben oder auf
ungerechtem Wege ihren Unterhalt zu erwerben. Selbst der
Kurfürst und die fürstlichen Kinder konnten oft das nöthige
Geld zu ihrem Unterhalte nicht erhalten. Der Friede mach-
te diesem Jammer noch nicht völlig ein Ende, denn nicht