1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Jahre wurden die Kartoffeln nach Sachsen gebracht,
die bald Hundertlausenden eine gesunde, genügliche Nahrung
gewährten. Eine starke Vermehrung seiner Bevölkerung er-
hielt Kursachsen durch eine große Menge Einwanderer
aus Böhmen, — dort wütheten die katholischen
Priester gegen die Protestanten und wollten sie durch
gewaltsame Mittel von ihrem Glauben abwendig machen.
Sie flohen nach Sachsen, fanden daselbst Aufnahme, und
gründeten in den unwirthbarsten Lheilen des Erzgebir-
ges 1654 die Bergstadt Johanngeorgenstadt, außer-
dem aber noch eine Menge neuer Dörfer.
Wenn es dem Kurfürsten Johann Georg I. auch
nicht am guten Willen gefehlt haben mag, die Lasten und
das Unglück seines Volkes zu mindern und nach dem wie-
dererlangten Frieden die tief geschlagenen Wunden des Lan,
des zu heilen, so fehlte es ihm doch dazu an Geschick und
Einsicht, und er scheint gar keine richtigen Vorstellungen von
den schweren Leiden seiner Unterthanen gehabt zu haben.
Er ließ sich von seinen Rathen stets lenken, von denen viele,
vom kaiserlichen Hofe bestochen, seinen Haß gegen die Re-
formirten und seine Eifersucht gegen Schweden und
Brandenburg zu benutzen wußten, um ihn zu den, seinem
Lande nachtheiligsten Schritten, zu bewegen. Die Landstan-
de ließen es zwar nicht an dringenden Vorstellungen fehlen,
allein sie richteten selten etwas damit aus, doch verhinderten
sie einigemal gar zu große Verschwendungen, so wie auch
den ungemessenen Ankauf der Kammergüter. Gegen den
geheimen Kammerrath Jacob Döring, einen Liebling
des Kurfürsten, der von seinem Herrn Hunderttausende zog,
und ein würdiger Vorgänger Brühl's war, erhoben sie
eine Anklage,/und nur mit großer Mühe verhinderte der
Kurfürst einen peinlichen Proceß gegen ihn. Johann
Georg war ein großer Freund vom Wohlleben und Trin-
ken und that darin des Guten so viel, daß ihm ohnmög-
lich noch große Lust zu Regierungsgeschäften übrig bleiben
konnte. Seinem Hofe ließ er es auch in den traurigsten
Zeiten an Nichts fehlen. Außerdem war er ein großer Lieb-
haber der Zagd, und aus vorhandenen Rechnungen ergiebt
sich, daß von dem Jahre 1611 — 1653 von dem Kurfür-
sten selbst, oder doch in seiner Gegenwart, 28,ooo wilde