1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Eine Gelegenheit, die Stadt Erfurt an sich zu brin-
gen, wenigstens seine Rechte darüber zu erweitern, ließ Jo-
hann Georg H. nicht nur unbenutzt, sondern gab auch die
von Alters her schon besessenen gegen geringe Entschädigung
auf. Erfurt wollte sich reichsfrei machen, gerieth mit
Kurmainz darüber in Streit und wurde von dem Kaiser
1663 mit der Reichsacht belegt. Diese zu vollziehen, ge-
bührte dem Kurfürsten von Sachsen, der Kaiser trug sie
aber Kur Mainz auf, welches die Stadt mit Kapitulation
einnahm. Die kurfürstlichen Räche halten sich von Mainz
bestechen lassen und bewogen den Kurfürsten 1667 zu Pforte,
seinen Rechten zu entsagen. Dieser Kurfürst war so untha-
tig in Regierungsgeschäften und so schwankend in feiner
Politik als sein Vater. Seinen Ministern überließ er zu
viel freien Willen und soll ihnen sogar Bogen mit seiner
Namensunterschrift übergeben haben, auf die sie nach Gut-
dünken Befehle oder Verordnungen oder auch Verträge setzen
konnten. Für die Kaiserwahl Leopold's I. war er sehr
thätig, schloß aber 1664 und 1667 Verträge mit Frank-
reich und Schweden,, die allerdings nicht zum Vortheil
-des Reiches waren. Darauf schloß er aber ein Bündniß
mit dem Kaiser gegen Frankreich und sandte seinen Kur-
prinzen mit einem Heerhaufen von 6,500 Mann gegen die
Franzosen, die von 1673 bis 1679 im Felde standen;
dagegen nahm er keinen Antheil an dem Reichskriege, als
die Schweden Brandenburg überfielen, da ihm die
wachsende Macht des brand enburgischen Kurfürsten
zuwider war. Darauf verband er sich mit dem Kurfürsten
von Baiern und mit Frankreich gegen den Kaiser,
doch machte der nimweger Friede das Bündniß unnütz.
Dieser Fürst war ein großer Freund der Pracht und
der Lustbarkeiten und verwendete unermeßliche Summen dar-
auf, die alle das entkräftete Land aufbringen mußte. Um
die Noth des Landes und die Drangsale seines Volkes blieb
er unbekümmert, wenn es nur fein lustig und glänzend bei
Hofe zuging. Er hielt eine prächtig gekleidete und reich be-
soldete Leibgarde von 100 Mann, hatte eine ganze Schaar
Kammerherrn um sich, durch die er den ohnehin schon groß-
ßen Hofstaat vermehrte, und die Hoflustbarkeiten, als Jag-
den, Turniere, Thierhatzen, Feuerwerke, Maskenzüge, Opern,