1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
198
Comödien, brachen gar nicht ab. Außerdem wurden große
Summen auf Bauten verwendet und die Ausgaben für das
Kriegswesen schon in den ersten Jahren um das Doppelte
vermehrt. Daher konnte denn eine große Zerrüttung in
dem Staatshaushalte, konnte eine unerträgliche Belastung
des Landes nicht fehlen. Die Landstande ließen es an drin-
genden, oft recht derben Vorstellungen nicht fehlen und ba-
ten den Kurfürsten wiederholt, die überflüssigen Ausgaben
einzuschranken, doch half das nichts, und so mußten die
Landstände auf dem Landtage 1666, nachdem eben 4 Ton-
nen Goldes abgetragen waren, 5 Millionen und zweimal
hunderttausend Gulden neue Schulden übernehmen. Doch
wurde wenigstens bei der Gelegenheit die völlige Trennung
der Steuern von der Kammer bewirkt, so daß mit den
Steuern nicht ganz nach Willkühr der Minister verfahren
werden konnte. — Nach dem Beispiele des Hofes nahm
auch beim Adel und Bürgerstande ein verderbliches Wohl-
leben und ein Aufwand in Kleidern und bei der Tafel über-
hand, wodurch sich viele Familien zu Grunde richteten.
Diesem Nebel sollte durch scharfe Aufwandgesetze vorgebeugt
werden, doch da der Hof sich zu keiner Einschränkung ver-
stehen wollte, so blieben alle Verbote ohne Wirkung,' und
die von dem Hofe zuerst nachgeahmten französischen
Moden und Sitten kamen in Kursachsen schneller als in
irgend einem andern deutschen Lande in Gebrauch.
Uebrigens'war Johann Georg's Ii. Negierung friedlich,
und in den Streitigkeiten mit seinen Brüdern wegen der
landesherrlichen Rechte und der Gebiete, von denen beson-
ders August unbillige Forderungen machte, gab der Kur-
fürst offenbar zu viel nach. Um der Pest auszuweichen, die
damals in Sachsen wüthcte, begab sich der Kurfürst 1680
von Dresden nach Freib erg, woselbst er im August,
67 Jahr alt starb.
Mit ungleich größerer Kraft und Selbstständigkeit, re-
gierte Johann Georg Iii.; leider ließ er sich aber von
leiner Begierde nach Kriegsruhm Hinreißen und that viele
Feldzüge, durch die er zwar einen berühmten Namen erwarb,
doch dem Lande deshalb große Lasten aufbürdete. Mit sei-
nen Oheimen, den Stiftern der s Nebenlinien, hatte er we-
gen der landesherrlichen Rechte wiederholt vecdrüßliche Strei-