1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Thei'l seines Heeres, welches gegen Frankreich stand, zu-
rück und lies; nur so viel davon, als er zum Reichsheer zu
stellen verpflichtet war. Oe streich darüber erbittert, ließ
den kur sächsischen Feldmarschall von Schöning, der
die Neutralität bewirkt haben soll, gegen alles Völkerrecht
aucheben und einkerkern. Obgleich der Kurfürst die Freilas-
sung seines Feldherrn vergebens forderte, so ließ er sich doch
bewegen, am 2. Februar 1693 ein Bündniß mit dem Kai-
ser zu schließen, und gegen 400,000 Thaler Hilfsgelder
12,000 Mann gegen Frankreich zu stellen, und führte
dieses Heer selbst in's Feld. Die Neigung des Kurfürsten
zu einem Fräulein, Magdalene Sibylle Neidschütz,
die er vom Kaiser zur Neichsgräsin von Roch litz erheben
ließ, entzweite ihn mit seiner Mutter, seiner Gemahlin und
mit dem Volk, welches mit großem Widerwillen den Ein-
fluß dieses verderblichen Verhältnisses auf den Landesherrn
sah. Er starb ohne eheliche Nachkommen an den Pocken
1694. Ihm verdankt das Postwesen in Kursachsen eine
durchgreifende Verbesserung.
Friedrich August I., des Vorigen Bruder, war
wunderbar reich an Geist und Körper von der Natur aus-
gestattet, hatte eine vortreffliche Erziehung genossen und cyrf
einer zweijährigen Reise 1687 — 1689 durch Deutsch-
land, Holland, England, Frankreich, Spanien,
Portugal, Italien und Ungarn Gelegenheit gehabt,
Kenntnisse zu erwerben. Die Sachsen hegten große Er-
wartungen von ihm, und hofften, daß unter seiner Regierung
die goldenen Zeiten August's I. wiederkehren würden; ach,
ihre Hoffnungen waren eitel, denn alle geistigen Eigenschaf,
ten ihres Fürsten, die, richtig angewendet, das Glück seines
Volkes gesichert haben würden, gereichten demselben zum
Nachtheile und brachten unaufhörliche Drangsale über sein
Land.
Bei seiner Anwesenheit in Wien hatte Friedrich
August eine vertraute Freundschaft mit dem römischen
König Joseph I. geschlossen, wovon die Folge die Erneue-
rung des Bündnisses gegen Frankreich, am 23. Mai
1694, dann der Beitritt zum großen Bunde, endlich der
Vertrag vom 17. April 1696 war, nach welchem der Kur-
fürst den Oberbefehl über das kaiserliche Heer in Ungarn