1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ein Versprechen am 7. Marz 1700, am Landtagsabschied er-
hielten, so kam die Sache nicht zu Stande.
Die Vermehrung der Abgaben und Steuern war eine
nothwendige Folge der so kostspieligen Erwerbung und Be-
hauptung Polens. Es wurden Auflagen auf Leder, Pa?^
pier, Taback, Spitzen, Perücken, Spielkarten u. s. w. einge-
führt, doch da diese Gegenstände größten Theils von den
Wohlhabenden verbraucht wurden, so waren diese Auflagen
auch weniger drückend, allein schon 1702 wurde die Ge-
werbeaccise nach dem Beispiele Brandenburg's ein-
geführt, und darauf die General - Consumations-
fteuer,/wegen der 1704 die Landstände mit dem Kurfür-
sten in Zwistigkeiten geriethen, da sie auf die Aufhebung
dieser Steuer drangen, und solche zum Beding ihrer Ver-
willigungen machten. Der König entließ sie im Unwillen
und "nahm ihre Verwilligungen gar nicht an. Diese Be-
steuerung wurde durch die Dorfaccisordnung auch auf
das flache Land ausgedehnt. Die Unzufriedenheit darüber
wurde so groß, daß Strafbefehle gegen diejenigen erlassen
wurden, die sich darüber beschweren würden. Durch diese
Auflagen wuchsen die landesherrlichen Einkünfte ungemein,
allein sie reichten doch nicht hin, als sich der König ohne
alle Noth in den großen nordischen Krieg verwickelte, der
für Kursachsen abermals eine Quelle großer Drangsale
wurde.
Die Veranlassung zu diesem nordischen Kriege war
keine andere, als daß auf dem schwedischen Throne
Karl Xii., ein junger unerfahrner König, saß, dem es an
Kraft und Erfahrung zu mangeln schien, um sich gegen die
benachbarten Machte zu vertheidigen, die sich auf seine Kosten
vergrößern wollten. Dänemark hatte früher den ihm
höchst nachtheiligen kopenhagener Frieden eingehen müs-
sen und wünschte sich dessen zu entledigen. Der Czar Pe-
ter von Rußland wollte sein Gebiet bis an die Ostsee
ausdehnen, um seinem Reiche Seehandel und Schifffahrt
zu verschaffen, der König von Polen hatte die Absicht,
den Schweden Liefland wieder zu entreißen, da er
auf diese Weise die bei seiner Thronbesteigung übernommene
Verpflichtung, die der Republik früher gehörigen Länder zu-
rück zu erobern, am Leichtesten erfüllen zu können glaubte.