1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wanderten diese tüchtigen arbeitsamen Menschen dem fernen
Preuß en zu.
Die Regierung Friedrich August's I. war eine
wahre Prüfungszeit für die Landstände Sachsen's und
wenn sie gleich dem Unglück des Landes nicht Vorbeugen
konnten, so haben sie doch ihren Nutzen und den vaterlän-
dischen Sinn auf das Beste bewiesen, sie haben die Drang-
sale, die sie nicht abzuwenden vermochten, wenigstens nach
Kräften gemindert, und einer gänzlichen Zerrüttung und dem
Verfall des Staats vorgebeugt. Auch zeigte sich, was ein
fleißiges, tugendbaftes und wohl unterrichtetes Volk zu tra-
gen vermag, und welche unerschöpfliche Quelle ein blühen-
der Kunstfleiß und ein schwunghafter Handel für die Fi-
nanzen sind. Die zahllosen Auflagen und Besteuerungen,
und die Art wie sie erhoben wurden, hier anzuführen,
würde zu weitläuftig sein, daher nur Einiges davon. Die
fürstlichen Kammergüter waren von Alters her von aller
Besteuerung frei, unrecht aber war es, daß alle durch An-
kauf in Kammergüter verwandelte Besitzungen auch steuer-
frei wurden, und der Antheil, den sie zahlen sollten, auf
dieübrigen steuerpflichtigen geschlagen wurde. Alle Steuern wur-
den nun sonach vielfach erhöht. Obgleich Malz und Hopfen schon
besteuert war und auch eine besondere Nahrungssteuer erhoben
wurde, so mußte doch von einem Faß Braunbier 1 Thlr., von
Weißbier 1 Thlr. 12 Gr. gezahlt werden. Die zur Tilgung
der Kammerschulden bewilligten Gelder wurden stets zu an-
dern Zwecken verwandt. Im Jahr 1712 forderte der Kur-
fürst statt der sonst gewöhnlichen ?oo,ooo Thlr. für das
Kriegswesen eine Million, eine zweite für den außer-
ordentlichen Kriegsbedarf, eine dritte für geleistete Vor-
schüsse der Kammer und dann noch die Uebernahme von
24- Million Gulden Schulden. Außerdem wurde noch durch
Verpfändungen und Anlehne bei fremden Mächten, durch
Staatslotterien und Vorausnahme der Steuern, Geld zu-
sammengebracht. Zu allen diesen kam noch die General-
consumtions-Accise und die Naturverpflegung
der Soldaten. In vielen Dörfern war beinah kein Brot
mehr vorhanden, und die Kinder liefen umher, das Brot
zusammen zu betteln, welches den Soldaten gegeben wer-
den mußte. An das Versprechen, ohne den Rath der