1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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nige über seine schädliche Verwaltung nie die Augen geöff-
net würden, besetzte er alle wichtigen Aemter mit seinen An-
hängern, denen er alle mögliche Veruntreuungen und Be.
drückungen ungestraft hingehen ließ, damit sie ihm nur treu
blieben. Wollte jemand unmittelbar bei dem Landesherrn
Beschwerde führen, so fand er den Weg mit Brühl's
geheimen Aufsehern versperrt, und gab er sein Bemühen
nicht auf, so wurde er als ein unruhiger Kopf auf den
Königstein gesetzt oder als ein Wahnsinniger eingesperrt.
Der eigene Aufwand dieses Landverderbers soll jährlich an
eine Million Thaler betrogen haben, und da er trotz seiner
vielen hohen Aemter und weitläuftigen Besitzungen nicht
halb so viel Einnahme haben konnte, so griff er ungescheut
in die Staatskassen, betrog seinen Landesherrn und das
Land auf das Unverschämteste, und ließ sich von auswär-
tigen Mächten und Inländern bestechen. Und so wie er,
so seine Getreuen. Einen nicht unbedeutenden Zuwachs
an Gebiet und Einkünften erhielt der Staat 1738 durch
das Erlöschen der Merseburger, und 1746 durch den
Ausgang der Weißenfelser Linie, doch trugen die
Staatskassen geringen Nutzen davon, desto mehr vertheilten
aber Brühl und sein Anhang; denn nicht nur ließ der
allvermögende Minister sich große und einträgliche Güter
aus den angefallenen Ländern schenken, sondern alle Magi-
strate, Gemeinden und Einzelne wurden ihrer von den frü-
heren Landesherrn erworbenen Rechte, Privilegien und Con-
cessionen beraubt, und mußten sie mit schwerem Gelde von
dem Minister oder seinen Beamten von Neuem wieder er-
kaufen. Das nämliche Verfahren fand in dem Fürstenthum
Querfurt und den beiden Stiftern statt. Als Brühl
an's Ruder kam, beliefen sich die Staatsschulden zwar auch
schon auf 20 Millionen Thaler, doch wurden die Zinsen
davon regelmäßig bezahlt und der Kurfürst konnte noch
1737 die Grafschaft Hoyerswerda für 250,000 Thaler
kaufen. Am Ende der Brühlschen Laufbahn beliefen
sich die öffentlichen Schulden auf 100 Millionen, der
Staat war kreditlos und die schönen Aemter Landek
und Frauensee waren 1742 an Hessen - K assel für
500,000 Thaler verkauft, auch außerdem manche wichtige
Hoheitsrechte über sächsische Vasallen aufgegeben worden.