1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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liebte auch der Kurfürst die Jagd, und die Forstbeamten
hegten nun, um sich bei dem Herrn in Gunst zu setzen,
das Wild zur Ungebühr, so daß es viele Verheerungen auf
den Getraidefeldern anrichtete. Die Beschwerden der Land-
leute darüber blieben meistens unbeachtet, da die Jager sie
für ungegründet ausgaben, und so brachen denn auf einmal
14 Dörfer im Amte Hohenstein auf, und vertrieben und
tödteten das Wild. Der Kurfürst ließ sogleich eine Unter-
suchung halten, und, da die Klagen der Bauern nicht un-
gegründet befunden wurden, das Wild niederschießen und
den Wildschaden ersetzen. Dann aber erließ er strenge
Verbote gegen die Selbsthilfe. So billig dachten und han-
delten aber eine Menge adeliger Grundherrn nicht. Diese
hatten viele Bauerhöfe, deren Besitzer verschuldet oder aus-
gestorben waren, eingezogen, und die übrigen Bauern muß-
ten die Frohnen davon übernehmen. 'Auch vermehrten die
Adeligen ihren Viehstand und dehnten ihr Triftrecht auf
den Feldern der Bauern so sehr aus, daß diese ihr eigenes
Vieh nicht mehr ernähren konnten. Der Unmuth darüber,
der durch andere Plackereien noch gesteigert worden war,
kam zum Ausbruche, als durch den dürren Sommer 1790
die Bedrangniß des Landmanns vergrößert wurde. Da ge-
rade zu der Zeit in Frankreich durch die Revolution
alle Dienste und Leistungen aufgehoben waren, so glaubten
die Bauern in Sachsen, daß es jetzt an der Zeit sei, sich
auch aller Lasten zu entledigen. Es wurde unter ihnen der
Plan entworfen, mit gewaffneter Hand den Kurfürsten von
Pillnitz nach Dresden zu führen, und ihn zu Bewilli,
gung mehrerer Forderungen zu bewegen, als Absetzung aller
derer von ihren Aemtern, die Sachsen unglücklich gemacht
hatten, Errichtung einer Nationalgarde, Veränderung des
Accisewesens, Beschränkung der Vorrechte der adeligen
Gutsbesitzer, Aufhebung der Hegung des Wildes, Abschaffung
aller Rechtspraktikanten, die nicht wirkliche Gerichkshalter
wären, Verfassungsregeln für das geistliche Ministerium und
endlich Verminderung der Fleisch- und Tranksteuer, Diese
Artikel wurden in Form einer Bittschrift dem Kurfürsten
überbracht, der Ueberbringer aber ward nach Untersuchung
eines Arztes für wahnsinnig erklärt und nach Torgau in
Verwahrung gebracht. Einen Monat darauf, im August,