1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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brachen in der Gegend von Lommatzsch, Oschätz, Hau?
chitz und Pinnewitz die Unruhen in vielen Gemeinden
aus, doch nicht gegen den Landesherrn, sondern gegen die
Gutsbesitzer war ihr Aufstand gerichtet. Die Bauern kün-
digten den Gutsherrn die Frohnen auf, trieben deren Vieh
von ihren Feldern und ließen sich Reverse ausstellen, daß
künftig von ihnen nichts mehr gefordert werden sollte. Ueb-
rigens wurde kein Blut vergossen / auch nicht bedeutende
Plünderungen und Zerstörungen verübt. Der Aufstand ver-
breitete sich von der Elbe bis zum Erzgebirge und
Voigtland, und viele Gemeinden mußten gezwungen
Antheil nehmen. In Meißen erzwangen 2000 Bauern
die Auslieferung eines Gefangenen von den ihrigen. Den
Ermahnungen, zur Ruhe und zum Gehorsam wieder zurück-
zukehren, gaben sie kein Gehör, da sie der Meinung waren,
daß die' Soldaten als Landeskinder nie gegen sic fechten
würden. Um diesen Aufruhr zu unterdrücken, wurde der
General Boblick mit fünf Schwadronen und fünf Ba-
taillonen mit zehn Stück Geschütz gesandt. Als Untersuch-
ungsbehörde erschienen der Graf von Burgdorf und zwei
Hofräthe. Dem klugen Benehmen dieser Untersuchenden
und der Mäßigung der Truppen war es zu verdanken, daß
der Aufstand innerhalb 14 Tagen beinahe ohne alles Blut-
vergießen getilgt wurde. Es waren über 200 Verhaftete,
wovon 32 auf den Königstein gesetzt oder zum Festungs-
bau verurtheilt, doch schon im nächsten Jahre wieder freige-
lassen wurden. Die Milde des Kurfürsten und die so leich-
te Unterdrückung des Aufstandes gewahren ein schönes Zeug-
niß von dem gegenseiligen Vertrauen des Fürsten und seines
Volkes.
Einen Beweis seiner Mäßigung gab Friedrich
August, als er von den Polen, die sich am 3. Mai
1791 eine neue Verfassung gegeben hatten, zum erblichen
Könige erwählt wurde. Er wies diese Wahl zwar nicht
gerade zurück, nahm sie aber nur unter dem Beding an,
daß alle benachbarten Machte ihre Einwilligung dazu gaben,
und da er Rußland nicht dazu geneigt fand, so lehnte
er die polnische Krone ab. Als bei der darauf erfolgen-
den Theilung Polens Warschau an Preußen siel,
ließ er von dort die sächsische Porzellanmederläge weg-