1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wenig über 6 Millionen Scheffel Getreide erbaut, i. I.
1801 dagegen an 17 Millionen. Sowohl die Landes-
ökonomie- und Commerziendeputation, als auch die Re-
gierung selbst, zeigten einen großen Eifer, den Landbau zu
heben. Wüste Ländereien wurden urbar gemacht, Wald-
stücke, die keinen sichern Forstertrag gewährten, ausgerottet.
Der Getreidehandel wurde mit wenigen Beschränkungen
frei gegeben, die Koppel- und Gemeinde- Hutungen an
einigen Orten abgeschafft, die Stallfütterung eingeführt,
der Kartoffelbau beträchtlich vergrößert. Große Verdienste
um die Landwirthschaft erwarb sich der berühmte Schu-
bert von Kleefeld, sowohl durch seine belehrenden
Schriften über die Vortheile der Stallfütterung, die Ab-
schaffung der Brache, den Anbau der Futterkräuter, als
auch durch Bewirthschaftung seiner eigenen Güter, worin er
vielen Landwirthen zum Muster diente. Die Fortschritte
des Landbaues wurden, doch nur theilweise und vorüber-
gehend durch die drei furchtbaren Ueberschwemmungen von
1784, 1799 und 1804 und durch die Mißernten und die
darauf folgenden Hungerzeiten von 1770, 1791, 1804 und
1805 unterbrochen. Wahrend der ersten Theuerung stieg
der Scheffel Korn in einigen Gegenden auf 12 bis 15 Thlr.
im Erzgebirge und Vogtlande zerrieben viele Arme Baum-
rinden zu Mehl oder aßen Kleie mit Sägespähnen ver-
mischt. Durch diese ungesunde Nahrung entstanden Seu-
chen, wodurch Tausende von Menschen hingerafft wurden;
es mögen durch Hunger und Krankheiten loo bis 150,000
Menschen umgekommen sein. Der Wohlthätigkeitsstnn des
Kurfürsten und seiner biedern Sachsen bewährte sich auf
eine schöne Weise, und eine Menge Menschen wurden durch
freigebige Unterstützungen gerettet. Auch bei der Viehzucht
fehlte es an geeigneten Verbesserungen und Ermunterungen
nicht. Es bestanden vier landesherrliche Gestüte zu Gra-
ditz bei Torgau, zu Merseburg, Wendelstein
und Veßra, und eine Landbeschälungsanstalt zu Alten-
zelle und bei Annaburg. Auf die Veredlung der
Schafzucht wurde unausgesetzt der größte Fleiß verwendet,
der sich auf das Reichlichste belohnte. Weniger geschah
für die Rindviehzucht, doch blieb sie auch nicht unberück-
sichtigt. Dagegen hob sich die Bienenzucht und es entstan-