1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
272
die meißner Porzellanfabrik wurde fast gänzlich ausgeraubt,
das Sonnensteiner Irrenhaus gewaltsam aufgelöst. In
manchen Gegenden war der Viehstand völlig ausgegangen.
Der Soldat war zum Plündern gezwungen, weil er weder
satt zu essen noch volle Löhnung erhielt. Das Kirchensilber
wurde geraubt, den Kranken und Sterbenden die warmen
Betten unter dem Leibe weggerissen, was aber den Plün-
derern völlig unbrauchbar war, das zerstörten sie mit grau-
samem Unwillen. Seit dem dreißigjährigen Kriege war
in Sachsen solcher Jammer nicht erhört.
Während des Waffenstillstandes hatten Rußland
und Preußen sich ansehnlich verstärkt und 30,000 Schwe-
den waren gelandet, um an dem Kampfe gegen Frank-
reich Theil zu nehmen; auch Oe streich hatte ein furcht-
bares Heer in Böhmen zusammengezogcn und erklärte
gleichzeitig mit dem Aufhören der Waffenruhe den Krieg
gegen Frankreich. Da Napoleons Streitkräfte denen
seiner Gegner nun nicht mehr gewachsen waren, so konnte
er auch nickt, wie er wohl sonst gethan, den Kampfplatz
nach Gutdünken hin verlegen wohin er wollte, und das
unglückliche Sachsen war abermals dazu bestimmt, daß
auf seinem Boden der große Streit der Völker ausgefochten
werden sollte. Dresdens Festungswerke waren ansehnlich
verstärkt worden, da dieser Platz als ein Hauptstützpunkt
des französischen Heeres galt. Napoleon brach am
15. August nach Schlesien gegen Blücher auf, ein an-
deres Heer unter Oudenot, bei welchem 15,000 Sach-
sen standen, erhielt Befehl gegen Berlin vorzurücken, das
Nordheer der Verbündeten zu zersprengen und sich der
Hauptstadt Preußens zu bemächtigen. Oudenot wur-
de aber bei Großbeeren und Wittstock völlig geschla-
gen, und die Sachsen, die von den Franzosen auf
eine unedle Weise im Stiche gelassen wurden, verloren an
Lobten und Gefangenen 2100 Mann. Unlerdeß hatte
Blücher sich vor Napoleon zurückgezogen, um ihn im-
mer weiter von der Elbe abzulenken. Als der Kaiser das
merkte, kehrte er um und nach Dresden zurück; nun
ging auch Blücher wieder vor und brachte am 26. August
an der Katzbach dem Marschall Macdonald eine solche
Niederlage bei, daß dessen Heer als aufgelöst zu betrachten