1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Staatsminister von der Reck und der Generalmajor von
Gaudi bekannt machten, daß Preußen, einverstanden
mit Rußland u. Oestreich, Sachsen in Besitz neh-
men würde. Ein leidiger Trost war die Versicherung, daß
Sachsen seine Gerechtsame und Ungetrenntheit behalten und
nie in eine bloße preußische Provinz verwandelt werden
sollte. Wie sehr sich die preußische Landesverwaltung
auch bestrebte, durch Schonung und Milde die Herzen der
Sachsen für sich zu gewinnen, so minderte das die Trauer
des Volkes um den geliebten Landesherrn und über den
Verlust der Unabhängigkeit des Vaterlandes nicht, und die
Anstrengungen, die Napoleons Rückkehr von Elba
nöthig machten, als die Ausrüstung 6 neuer Landwehrregi-^
menter und ein Zwangsanlehn von - Million Thlr. zur
Einlösung der ausgestellten Steueranweisungen, erschienen
nur um so drückender. Alle öffentlichen Aeußerungen der
Sehnsucht seines Volkes nach seinem Könige, alle Bitt-
schriften und Deputationen an die Monarchen und an den
Eongreß zu Wien wurden verhindert, eine Deputation
der Stande an den Kaiser Alexander ward mit Un-
willen zurückgewiesen und auch eine Bittschrift des Heeres
ungnädig ausgenommen und der von allen Sachsen hoch-
geehrte General Le Coq im Frühjahr 1815 nach Sachsen
abgerufen und in eine Festung verwiesen. Als endlich eine
Theilung Sachsens in Vorschlag kam und in Folge der-
selben das Heer getheilt werden sollte, was doch, da die
Theilung noch keineswegs geschehen, voreilig war, so ent-
stand in dem sächsischen Heere deshalb ein Aufstand.
Die sächsischen Krieger, die in Lüttich standen, wurden
von überlegener preußischer Macht umzingelt, entwaff-
net, 6 Grenadiere und 1 Tambour herausgenommen und
erschossen.
König Friedrich August hatte unterdessen in Ber-
lin und Friedrichsfelde sein Unglück mit Muth und
Würde ertragen und alles angewandt um zu seinem Rechte
zu gelangen. Er hatte sich an die Höfe von Paris und
London und an den Wiener Eongreß gewendet und
mit großem Nachdrucke der Besitznahme seines Landes wi-
dersprochen. Eine Entschädigung, die ihm am Rhein und
in Westphalen geboten wurde, wies er standhaft zurück,