1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ßen zu unterhandeln. Als Ergebniß dieser Verhandlun-
gen ist seit dem Januar 1834 das preußische Zollsystem
unter Genehmigung der Stande im Königreich eingeführt.
Um den sächsischen Fabrikaten einen neuen Markt zu ver,
schaffen, trat Sachsen dem von den Hansestädten am
29. November 1827 mit den vereinigten Staaten von Nord-
america geschlossenen Handelsverträge bei. Einen Beweis,
wie wenig sich die Sachsen durch ungünstige Zeitver-
haltnisse entmuthigen lassen, gab die Stiftung einer Han-
delslehranstalt zu Leipzig, die am 23. Januar 1831
eröffnet wurde, und. bald ungetheilten Beifall im In- und
Auslande erhielt. Rühmenswerth ist es, daß diese nützliche
Anstalt ganz allein das Werk von Privatpersonen, der
Kramer-Innung war.
Nicht ohne manchen glücklichen Erfolg wurde auch dem
Verfall des vaterländischen Gewerbfleißes entgegengearbeitet.
Es bildeten sich mehrere neue polytechnische und Gewerbuer-
eine, wovon der zu Chemnitz seine Wirksamkeit beinah
durch ganz Sachsen erstreckte, auch durch ein königliches
Rescript eine öffentliche Stellung erhielt. Er sendete Rei-
sende aus, verschrieb kostbare Maschinen und gab die Ko-
sten zu neuen Versuchen her. Um mit England einiger-
maßen Schritt zu halten wurden immer mehr neue Maschi-
nen gebaut. In Dresden wurde eine eigene Fabrik
für Maschinen, besonders Dampfmaschinen begründet, und
in Chemnitz eine ähnliche für Baumwollenspinn - und
Kattunvruckmaschinen. Auch einige neue Fabriken und
Manufacturen wurden errichtet. So in An nab erg eine
Seidenmanufactur, in Chemnitz eine Argentanfabrik, in
Leipzig eine Baumwollenspinnerei. Wie groß der Vor-
theil der Maschinen für den Gewerbfleiß im Ganzen aber
auch sein mochte, so ist nicht zu läugnen, daß dadurch meh-
reren tausend Menschen durch Herabdrückung des Spinn-
und Webelohns ihr ohnehin spärlicher Unterhalt verkümmert
wurde. Der Mangel und Armuth nahm bei den Arbei-
tern besonders im Erzgebirge überhand, wie sehr auch ein-
zelne Fabrikhcrrn durch große Aufopferungen das Elend
zu mindern strebten, und das hungernde Volk sah in den
Maschinen, wiewohl mit Unrecht, die Verderber seiner Nah»
rungsquelle.