1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wie aufrichtig die Regierung auch bemüht sein mochte,
dem Wohlstand des Volkes aufzuhelfen und einige Man-
gel der Verwaltung, wo es ohne Verletzung der altherge-
brachten Formen geschehen konnte, abzustellen, so wurde
es doch, je länger je mehr, offenbar, daß das fortwährende
Beharren bei dem Alten für Sachsen nachtheilig sei, daß
dieses Land ungeachtet der Einsicht und Bildung seiner
Einwohner in seinen bürgerlichen und politischen Einricht-
ungen weit gegen andere Deutsche zurückstehe, und daß
das Volksleben durch diese veralteten Einrichtungen in sei-
ner Entwickelung und in seinem Fortschreiten zum Bessern
widernatürlich gehemmt würde. Der Landmann, der ohne-
hin unerschwingliche Abgaben zu tragen hatte, wurde von
den Herrenrechten und Frohnden mannigfach behindert und
bedrückt, die Gewerbe erlagen unter dem Drucke des Zunft-
zwangs, der Handel und das Fabrikwesen litten unter un-
günstigen Verhältnissen im Auslande, und durch manche
beschränkende Maßregel im Innern, dazu kam eine beschrän-
kende Censur und die Furcht, daß die Protestanten, die
doch die Mehrzahl des Volkes ausmachen, von den Katho-
liken beeinträchtigt würden. Am lautesten sprach sich der
Unmuth über die,städtische Verfassung und Verwaltung aus,
die mit der Polizei und der Gerichtsbarkeit in den Hän-
den der Stadträthe war, die sich selbst wählten, selbst die
Mitglieder zum Landtage ernannten und den Bürgern
keine Rechnung ablegten. Die Unzufriedenheit über Be-
amtendruck und über die Ausschweifungen der Polizei wurden
immer häufiger und die Ueberzeugung, daß es so nicht blei-
den könne, immer allgemeiner. Da geschah es, daß durch
einige Mißgriffe der Polizei Unruhen entstanden, und bei
der Gelegenheit die allgemeine Unzufriedenheit des Volkes
mit dem gegenwärtigen Zustande der Dinge sich auf eine
Weise kund gab, die eine durchgreifende Veränderung der
Verfassung und Verwaltung zur unabwcichbaren Noth-
wendigkeit machte.
Bei der Jubelfeier der augsburgisch en Confes-
sion am 25. Juli 1830, wurde aus zu großer Aengst-
lichkeit ein Umgang der Schulkinder und ein feierlicher
Aufzug der Studirenden zu Leipzig von dem Polizei-