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1. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 50

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
50 7. Die Revolutionen in bcn romanischen Staaten Amerika's rc. ihre besonderen Gesetze und ihre eigene Negierung in dem sog. Rathe von Indien, in welchem allzeit wohlmeinende, gerechte llnd mit den amerikanischen Geschäften vertraute Männer saßen. Ja, das Mutterland hatte keineswegs ein besseres Loos, als seine Pflanz- lande, und das Regierungssystem brachte Spanien selbst viel größeren Nachtheil, als den Colonieen, die aus einenl wilden Naturzustände zu gesellschaftlichem Leben und Selbstgefühle heranwuchsen, während das Mutterland verarmte und zu halber Verwilderung herabsank. Die Beschränkung des Handels zwischen dem Mutterlande und den Colonieen, deren Versorgung von dem Hafen der Stadt Sevilla (seit 1720 von Cadix) ausschließlich betrieben wurde, war unter Karl Iii. aitfgehoben und der Handel mit den Colonieen sieben Haupthäfen Spaniens freigegeben worden, wodurch der Werth des spanischen Handels sich innerhalb 10 Jahren (1778—1788) von 148 Millionen Realen auf 1104 Millionen hob. Mit den Concessionen der Negierung stiegen aber die Forderungen der Colonisten. Dazu kam das Beispiel des Abfalles der Vereinigten Staaten von Nordamerika von ihrem Mutterlande, und daß man bald lernte, auf die Verlegenheiten des Mutterlandes zu speculiren, zwei Umstände, die nachher wesentlich zur Erlangung der Unabhängigkeit beigetragen haben. Auch die plötzliche und gewaltsame Vertreibung der Jesuiten aus allen spani- schen Ländern (1767) machte auf das niedere Volk den ungünstigsten Eindruck und beirrte selbst die Unterwürfigsten in ihrem blinden Glauben an die Gerechtigkeit des spanischen Regiments. Da einzelne Allsstände erfolgten, deren Urheber ausdrücklich die Austreibung der Jesuiten zum Vorwände nahmen, so wurden nicht nur Truppen nach Nen-Spanien (Mexiko) geschickt, sondern auch in Venezuela und Neu- Granada Milizen errichtet, in denen alle Freien von 15—45 Jahren dienten und die angesehensten Creolen (in Amerika geborene Spa- nier) die Officierstellen erhielten. Dies war eine bedeutsame Vor- schule für den Befreiungskrieg; deml nun kam ein militärischer Geist in die Colonieen zurück, der seit fast 200 Jahren ausgetilgt war. Auch ward das starke Band zwischen der spanischen Regierung und der Kirche überhaupt in Folge der Jesuitenaustreibung plötzlich zerrissen, die unbedingte Anhänglichkeit der einflußreichen Geistlichkeit an das Mutterland nahm seit jenem Gewaltschritte ab, und dies war ebenfalls eines der Verhältnisse, die nachher am mächtigsten zur Erreichung der Unabhängigkeit mitgewirkt haben. Zugleich war mit dieser Maßregel die ganze Tradition der Bildung in Amerika zer- rissen, die von den Jesuiten begonnene Ausbildung der Indianer gerieth seit dem Verschwinden ihrer Missionen in Verfall, die Studien der Creolen aber nahmen nun eine andere Richtung, der Skepticis- mus schlich sich ein, und die Missionen der Enzyklopädisten verdräng- ten gleichsam die der Jesuiten und leisteten der Umbildung nicht uni' der wissenschaftlichen, sondern auch der politischen Ideen in den höheren Ständen den größten Vorschub, wogegen, wenn die Jesuiten
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