1867 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Geschlecht (WdK): Jungen
11. Arthur Wellesley, Herzog von Wellington. 125
glänzend geltend gemacht, und seine Division war durch seine An-
weisungen in ganz besonders kampftüchtigem Zustande. In der
Schlacht von Malavelly erhielt sie die erste Feuertaufe. Mit rich-
tigem Urtheil hatte Typpo Saib seine auserlesensten Truppen
ihm entgegengeschickt, denn er konnte hoffen, daß, wenn er das ein-
zige hier befindliche europäische Regiment, das 33., über den Haufen
rannte, die einheimischen Truppen, von panischem Schrecken erfüllt,
die Flucht ergreifen würden. Aber die Engländer empfingen die
Anstürmenden mit einem so wohlgezielten Feuer, daß Alles in
Verwirrung gerieth, und ein rascher Angriff der Dragoner die Nie-
derlage vollendete. Bei der nun folgenden Belagerung von Serin-
gapatam entwickelte Oberst Wellesley ebenfalls große Thütigkeit,
blieb aber bei der Erstürmung in Reserve, und rückte erst in die
Stadt, um dort die Ordnung wieder herzustellen. Rach Beendigung
des Krieges — der bekanntlich Typpo Saib Krone und Leben kostete
— wurde Wellesley Statthalter von Seringapatam und Mysore,
und erhielt zugleich den Oberbefehl über die Occupationstruppen.
Einige Monate lang war er auf das Erfolgreichste mit der Einrich-
tung der neu eroberten, einheimischen Fürsten anvertrauten Provinzen
beschäftigt, indem er Beamte und Officiere von jedem Range an-
stellte, Wege ausbesserte, Communicationen eröffnete, die Beschwerden
aller Klaffen von Bewohnern anhörte, und ihnen, wenn sie gerecht
waren, abhalf. Diese Thütigkeit wurde durch einen kurzen Feld-
zug gegen einen Räuberhäuptling Dhudiah unterbrochen, der sich
mit einer ansehnlichen, aus leichter Reiterei und Artillerie bestehenden
Truppe in einer schwer zugänglichen Gegend festgesetzt hatte, alle
Unzufriedenen um sich sammelte, und bei dem schwankenden Cha-
rakter der orientalischen Verhältnisse leicht so gefährlich werden konnte,
wie der kaum vernichtete Feind. Es war der erste Feldzug, den
Wellesley allein leitete, und dieser hatte die Genugthuung, nach zwei
Monaten anstrengender Märsche und geschickter Manöver den glatt
entschlüpfenden Feind znm Stehen, zu zwingen, und durch einen ein-
zigen kühnen Angriff zu vernichten. Als Tropäe brachten die sieg-
reichen Truppen die Leiche des in der Schlacht gefallenen Räuber-
häuptlings, auf eine Kanone gebunden, mit in das Lager. Der rasche
Erfolg dieses an sich unbedeutenden Feldzuges steigerte das Ansehen
Wellesley's bei den einheimischen Höfen und bei der britischen Re-
gierung sehr bedeutend.
Rach dem Sturze Typpo Saib's hatten die Engländer in Ost-
indien nur noch einen Feind zu fürchten, die Mahratten, kriege-
rische Hindustämme an der malabarischen Küste, unter der nominellen
Autorität des Peischwah, aber in Wirklichkeit einer Anzahl fast un-
abhängiger, mit einander rivalisirender Häuptlinge gehorchend, unter
denen Scindiah in Malwah der bedeutendste war, der eine gut dis-
ciplinirte und Wohl mit Artillerie versehene Heeresmacht von 15- bis
20,000 Mann, von französischen Officieren befehligt, in seinen Dien-