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1. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 272

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
272 25. Maria Ii. da Gloria in Portugal. Befehlshaberstelle, und die Königin sah sich dieserhalb schon im Mai veranlaßt, zur Auflösung der Kammern zu schreiten. Augenblicklich befand sich nun das Land wieder in voller Gäh- rung. Am 10. September 1836 — daher der Name Septembristen — brach zu Lissabon eine Revolution aus, in welcher die Demokra- ten den Ruf: „Die Constitution von 1822!" erhoben. Die aufge- botenen Truppen gingen zu den Aufständischen über, und die junge Monarchin sah sich gezwungen, ihr Ministerium zu entlassen und die demokratische Constitution von 1822 anzunehmen. Ein zweimaliger, von den Anhängern der Königin gewagter Versuch zur Contre-Revo- lution und Herstellung der Carta mißlang. Die Septembristen blie- den beidemal Sieger. Schon im Januar 1837 waren die Cortes einberufen worden, um an einer Vervollständigung der Constitution von 1822 zu arbei- ten, und am 4. April 1838 wurde dieselbe von Maria da Gloria sanctionirt. Die neue Verfassung war eine Art von Vergleich zwi- schen der Constitution von 1822 und der Carta Dom Pedro's, und ihr Hauptunterschied gegen die erstere bestand, neben der Verleihung des Veto und des Rechtes der Kammerauflösung an den Monarchen, in der Wiederherstellung zweier Kammern. Von der Carta aber unterschied sie sich hauptsächlich dadurch, daß jetzt an die Stelle der indirecten die birecte Wahl, und an die Stelle der erblichen Pairs- kammer eine wählbare erste Kammer trat. Aber auch mit der An- nahme dieser neuen Verfassung kam es nicht zu Herstellung inneren Friedens. Die geheimen Clubs, deren Mitglieder zahlreicher waren, als die Staatsämter, deren Besetzung sie ambitionirten, veranlaßten schon bei Gelegenheit des Frohnleichnams-Festes 1838 eine neue Re- volte, in Folge deren die Nationalgarde aufgelöst werden mußte. Auch die Erhebung Remechido's für Dom Miguel am 2. August dieses Jahres, die miguelistischen Umtriebe überhaupt, endlich die Wühlereien jener Partei, welche auf die Verschmelzung Portugals und Spaniens zu einer iberischen Republik hinarbeitete, ließen das Land nicht ruhig werden. Und zu diesen Verhältnissen kam noch ein trostloser Zustand der Finanzen, dem das Ministerium nicht auf- zuhelfen vermochte, obgleich man, um die Zinsen der schwebenden Schuld wenigstens im Jnlande zu zahlen, Ende 1837 für etwa 200 Contos Nationalgüter verkauft hatte. Im Jahre 1839 forderte Großbritannien plötzlich in einer sehr absoluten Weise die strengere Einhaltung der über den Sclavenhan- del bestehenden Verträge und drang, als die gegenseitige Feindselig- keit zunahm, auf Zahlung der Kosten für die 1827 nach Portugal geschickte Hülss-Division. Der Königin blieb, um den Ausbruch eines Krieges mit England zu vermeiden, nichts übrig, als das Mini- sterium zu wechseln und zuletzt auch noch die Kammern aufzulösen. Nun wurde das Mißverständniß mit Großbritannien zwar friedlich gelöst, aber das Parteiwesen im Innern entflammte zu neuer Gäh-
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