1867 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Geschlecht (WdK): Jungen
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35. Die verfassunggebenden Versammlungen in Deutschland.
bei denen die Aufständischen mit solchem Muth fochten, daß das
preußische Centrum fast gesprengt worden wäre. Es war das letzte
Aufflackern, von nun an war die Zuversicht dahin, und der Rückzug
hörte erst auf, als die Reste des Heeres, noch 10,000 Mann stark,
den neutralen Boden der Schweiz betreten hatten (11. Juli). Ra-
statt hielt sich noch, des Entsatzes durch Franzosen von der roth-
republikanischen Partei und durch Ungarn harrend, der von den Füh-
rern versprochen worden war. Nicht früher als am 29. Juli, nach-
dem die Besatzung durch ausgesandte Boten sich überzeugt hatte, daß
es kein Revolutionsheer in Baden mehr gebe, wehte die weiße Fahne
auf den Wällen der Bundesfestung.
f. Die ferneren Unionsversuche, 1849 — 1851.
Als die preußische Regierung die Abgeordneten ihres Landes aus
Frankfurt abrief, hatte der König in einer Proclamation vom 15.
Mai erklärt, er habe mit den Bevollmächtigten der größeren Staa-
ten, die sich ihm angeschlossen, das in Frankfurt begonnene Werk
der deutschen Verfassung wieder ausgenommen. Diese Verfassung
solle auf der Grundlage der von der Nationalversammlung entwor-
fenen Reichsverfassnng einem Reichstage, der aus allen sich dem
Bundesstaate anschließenden Staaten gebildet werde, zur Prüfung
und Zustimmung vorgelegt werden. Bei den deßhalb in Berlin
eröffneten Conferenzen erklärte der österreichische Bevollmächtigte
(Prokesch-Osten), daß Oesterreich sich an der Berathung über echen
engeren Bund, in welchem es keinen Platz finden solle, nicht bethei-
ligen könne; Baiern zog sich ebenfalls zurück, denn es hatte die Reichs-
verfassung abgelehnt, weil sie Preußen an die Spitze stellte, und ver-
warf jetzt aus demselben Grunde den engeren Bund. Hannover und
Sachsen hielten damals zu Preußen, aber mehr um an demselben
bei möglichen revolutionären Bewegungen einen Schirm zu haben,
als aus Liebe zur deutschen Sache, und schlossen mit ihm am 28.
Mai das sogenannte Dreikönigsbündniß, jedoch nur als Pro-
visorium auf ein Jahr, bis zum 1. Juni 1850. Die Grundbestim-
mungen desselben waren: Allen Mitgliedern des deutschen Bundes
steht der Beitritt zu dem Dreikönigsbündniß frei. Preußen erhält
die militärische und diplomatische Leitung des Bundes. Um die
öffentliche Meinung in Deutschland für die Dreikönigsverfassung zu
gewinnen, hatten die Leiter der ehemaligen Kaiserpartei ihre Gesin-
nungsgenossen aus der Paulskirche nach Gotha zu einer Bespre-
chung eingeladen. Die Zusammenkunft in Gotha fand am
26. Juni statt, und Alles erklärte sich offen für den engeren Bun-
desstaat mit Preußen an der Spitze. Auch die übrigen Regierungen
schloffen sich endlich an, mit Ausnahme von Baiern und Würt-
temberg.
Nachdem Erzherzog Johann die Würde eines Reichsverwesers