1867 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Geschlecht (WdK): Jungen
38. Der erste lombardische Krieg.
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38. Der erste lombardische Krieg, 1848—1849.
(Nach Hermann Reuchlin, Geschichte Italiens, und Jos. Grafen von M ni-
trit h, Geschichte des österreichischen Kaiserstaates, mit einer Einleitung nach I. I.
Döllinger, Papstthum und Kirchenstaat, bearbeitet vom Herausgeber.)
Italien war, gleich Polen, auf dem Wiener Congreß als „geo-
graphischer Begriff" behandelt worden. Die Nationen, ihre Wünsche,
ihre Bedürfnisse hatten dort keine Berücksichtigung gesundet!. Oester-
reich herrschte nicht allein in seinem Antheil; sein Einfluß, sein
Machtwort galt auch in den übrigen italienischen Staaten, nichts
sollte in diesen dem Volke an Rechten und Institutionen gewährt wer-
den, was nicht mit den Interessen der österreichischen Beamtenherr-
schaft, wie man sie damals in Wien verstand, verträglich erschien. Die
Folge davon war, daß sich binnen wenigen Jahren Italien mit einem
Netze geheimer Gesellschaften bedeckte (vgl. S. 67). Das österreichi-
sche Joch abzuschütteln, war der Lieblingswunsch der höheren Klaffen.
Die Franzosen hatten in Spanien doch eine Partei für sich ge-
wonnen, die Afrancesgdos; aber Oesterreich brachte es in Italien
nicht einmal dahin; mochten auch die Landbewohner im Lombardisch-
Venetianischen sich der geordneten Verwaltung und Sicherheit zu er-
freuen haben, man fühlte doch den Druck hoher Schutzzölle und der durch
Verpachtung sehr belästigenden Verzehrsteuern, durch welche die Massen
zu Gunsten des verschuldeten Gesammtstaates ausgesogen wurden; in
den Städten vollends war Alles anti-österreichisch, Alles für nationale
Unabhängigkeit.
Da nun König Karl Albert von Sardinien und Papst Pius Ix.
(s. Nr. 39) im I. 1847 den Weg der Reformen betreten hatten, so
machten sich in der angrenzenden Lombardei entsprechende Wünsche in
Petitionen und Druckschriften geltend. Im Venetianischen formulir-
ten Manin, Morosini, Tommaseo diese Forderungen genauer; von den
Versprechungen des I. 1815 ausgehend, verlangte man Schutz der
Nationalität durch Anschluß an den italienischen Zollverein, die
Aemter sollten nur mit Italienern besetzt werden, die Söhne des
Landes ihren nur 5jährigen Militärdienst im Lande leisten, die
Congregationen (Provinzialstände) sollten Steuerbewilligungsrecht,
die Municipalitäten größere Unabhängigkeit erhalten. Die Krone
der veröffentlichten Wünsche war ein unmittelbar unter dem Kai-
ser stehender Vicekönig mit italienischen Ministern. Metternich, wel-
cher, durch Preußens Beispiel gestachelt, bereit war, die Rechte der
böhmischen und österreichischen Stände zu erweitern (s. S. 245),
wollte dieses erst später den lombardisch-venetianischen Congregationen
gegenüber thun, da ein Zugeständniß jetzt den Schein der Unfrei-
willigkeit in sich trüge.
Die Nationalen glaubten, da fortwährend Truppen in Oberitalien
angehäuft wurden, ein indirecter Angriff sei klüger, als ein directer,
und richteten jenen gegen die österreichischen Finanzen, den Nerv der
Püp, Histor. Darstell. u. Eharaktenstiken. Iv. 27