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1. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 503

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
56. Der Aufstand der einheimischen Truppen in Indien. 503 unbedingt und für immer unterworfen. Aber die Verschiedenheit des Glaubens, der Sitte, der Sprache war noch eben so groß, wie hun- dert Jahre vorher, als Lord Clive (1757) mit seinen Abenteurern in Vorderindien zum erstenmal Fuß faßte. Der Hochmuth und das Unterdrücknngssystem der Briten hatten den Haß der einheimischen Bevölkerung gegen die fremde Herrschaft immer lebendig erhalten. Dieser Haß war in allen Klassen derselbe. Die eingeborenen Fürsten, zuletzt noch der König von Oude (Audh), waren, je nach den Um- ständen, vertrieben, entsetzt, pensionirt worden, oder befanden sich, wenn ihnen eine nominelle Gewalt übrig geblieben, bei deren Aus- übung in der größten Abhängigkeit von den Civil- und Militär- agenten der Ostindischen Compagnie, die das anglo-indische Reich für ihre Rechnung verwaltete und deren Directoren ihren Sitz in London hatten. Ein großer Theil des höheren Lehnsadels war durch frühere Confiscationen, durch Geldstrafen und kostspielige Processe in seinen Vermögensverhältnissen herabgekommen, sah sich bei dem geringsten Verdacht der Auflehnung in seinem Eigenthum und seiner Freiheit bedroht und mußte sich das willkürliche Eingreifen der Eroberer in alle seine inneren Verhältnisse gefallen lassen. Die kleinen Besitzer und die arbeitende Menge wurden von der Last der Abgaben und noch mehr von der Art ihrer Erhebung zu Boden gedrückt, bei der besonders die einheimischen Steuereinnehmer, im Vertrauen auf den Schutz ihrer englischen Vorgesetzten, sich oft die größten Ungerechtig- keiten und Härten erlaubten. Der Unterschied der Religion zwischen den Engländern und den Eingeborenen dauerte in seiner ganzen Stärke fort. Die englische Herrschaft hatte im Ganzen wenig zur Verbrei- tung des Chriftenthums in Indien gethan, und die etwaigen Bemü- hungen ihrer Missionäre waren fast ohne Erfolg geblieben. Die An- hänger des Brahmaismus fühlten sich von der Geringschätzung ver- letzt, welche die Briten gegen ihre Kastenunterschiede bewiesen; die zahlreichen Anhänger des Islam, unter ihnen viele Abkömmlinge der mongolischen Eroberer des Landes, deren religiöser Eifer durch die häufigen Pilgerfahrten nach Mekka und die Berührung mit ihren Glaubensgenossen immer wieder anfgefrischt wurde, ertrugen mit äußerster Ungeduld das ihnen auferlegte Joch. Der exclusive Cha- rakter des Engländers, die Geringschätzung, mit der er auf Alles Fremde herabsieht, die starre Entfernung, in der er sich von den Ein- geborenen in den ihnen unterworfenen Ländern hält, machte jede An- näherung zwischen den beiden Racen unmöglich, und flößte dem Hindu, je nach seiner Stellung, Furcht oder Haß ein. Die Anhänger des Brahmaismus und des Islams traten einander in einem großen Theile Jndien's durch Boten und geheime Zeichen näher, die den Engländern unbekannt blieben oder unverständlich waren. Vergebens hatte einige Zeit vorher der geniale General Rapier bei seiner An- wesenheit in Indien (1851) sich mit bitterem Tadel über die Miß- bräuche der Verwaltung, über die Demoralisirung der Truppen ge-
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