1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Bayern unter Heinrich X.
hatte einkleiden lassen. Von den welfischen. Hausgütern fiel die
eine Hälfte des verlebten Herzogs drittem Sohne, Welf Iii,
zu, die andere Hälfte und das Herzogthum Bayern erhielt
der zweitgeborne Sohn, Heinrich, in der Reihe der bayerischen
Herzoge der zehnte dieses Namens.
§ 47. Heinrich X (1126 —1138) feierte (1127) seine
Vermählung mit Gertrud e, der Erbtochter des Königs Lothar Ii,
auf dem alten Gerichts - oder Mal-Platze zu Gunzenlech und
erhielt von der Pracht, die er dabei entfaltete, den Beinamen
„der Stolze". Mit der Hand der Gertrude empfing er zu-
gleich Lothars Stamm lande, auf die er schon bei seiner Ver-
lobung Anwartschaft bekommen , nur das Herzogthum Sachsen
blieb ihm noch vorenthalten. Für Alles, was den Wohlstand
seiner Unterthanen zu erhöhen vermochte, zeigte er stets regen
Sinn, namentlich für Hebung des Verkehrs, dem er zu Re-
gensburg die noch heilte stehende Steinbrücke über die Donau
erballen ließ. Muthig mtb umsichtig, wie er war, trat er den
Umtrieben und Parteihändeln im eigenen Lande mit Erfolg ent-
gegen und unterstützte seinen Schwiegervater Lothar Ii kräftig
gegen die Hohenstaufen. Am glänzendsten bewies er sich aber
auf dem zweiteil Römerzuge (1136) seines Schwiegervaters, den
er mit 1500 Rittern begleitete. Er half Roger von Apulien
und Sicilien, den Bnndesgeilossen des Psendopapstes Ana-
klet Ii, aus seinen meisten Besitzungen in Unteritalien vertrei-
den, worauf der rechtmäßige Papst Znnoecnz Ii ohne Wider-
stand nach Rom zurückkehren konnte. Diesen wichtigen Dienst
lohnte ihm Papst Innocenz Ii durch das Zugeständniß, daß
die Mathildischen Güter, welche Lothar bei seiner Kaiser-
krönuilg (1133) lehensweise gegen eine jährliche Summe von
100 Mark Silber erhalten und seinem Schwiegersöhne überlassen
hatte, erst mit des Letztern Tod an den römischen Stuhl znrück-
sallen sollten. Kaiser Lothar starb auf der Heimkehr von die-
sem Zuge in einer Bauernhütte zu Breitcnwang, zwei Stunden
von Füßen, am 3. Dezember 1137, nachdem er in den letzten
Augenblicken seines Lebens seinen Eidam, Heinrich X, auch
noch mit dem Herzogthum Sachsen belehnt hatte.